Bericht von Leon Wegmer
Um für die Sommerpause etwas warm zu bleiben, nutzte ich einen angenehmen Mai-Samstag für das Jugendopen in Ketsch. Bei meiner Ankunft wurde ich schon einmal davon überrascht, dass in meiner Altersklasse U25 kaum einer aufgrund seines Jahrgangs dort spieltee. Viele junge, ambitionierte U10er oder U12er wollten sich für die Deutschen Meisterschaften in Willingen warmspielen, oder auch einfach nur vermeintlich bessere Gegner. Trotz Setzplatz 1 wusste ich also, was auf mich zukommen würde.
In Runde 1 konnte ich relativ schnell eine Leichtfigur gewinnen und später dann auch den König aufreißen: 1-0. Runde 2 zeigte mir dann wieder, warum ich langsam alt zu werden scheine… gegen den erst 10-jährigen Jonas Liu musste ich über die volle Zeit gehen – und ich hatte Glück, dass mein Gegner im leicht schlechteren Leichtfigurenendspiel seinen Läufer einzügig einstellte. Mit 2/2 startete ich also in die nächste Runde. Runde 3 endete schnell, mein Gegner ließ seine Dame mitten auf dem Brett fangen und gab einige Züge später auf.
Die vierte Runde – laut dem Turnierleiter und Oberliga-Aufsteiger Florian Schrepp spielte ich gegen das nächste Jugendtalent des SC Ketsch – hatte einiges zu bieten:
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Rudel, L - Wegmer, L | Links Stellung nach 23.Db3+, rechts Stellung nach 27.Sxf4 |
Ich war bereits so sehr in meinen eigenen Angriff vertieft, dass ich automatisch nach 23. Db3+ mit Dg2# konterte, was jedoch ein illegaler Zug ist, da Schwarz im Schach steht. Während ich meinem Gegner die Hand reichte (denn ich hatte ihn ja Matt gesetzt), kam nur zurück: „du stehst im Schach“. Zum Glück reklamierte mein Gegner nicht zusätzlich noch "berührt geführt", dann hätte ich nämlich mit 23…. De6 antworten müssen. Stattdessen ließ er einige Züge später 27… Txf4, 28. gxf4 und Sg4 zu, was für Schwarz wegen der Mattdrohung auf e1 und parallel den Angriff auf f2 tödlich ist.
Vor Runde 5 machte ich mir etwas Sorgen, denn es war klar, dass ich gegen den Zweitgesetzten jungen Spieler (Jahrgang 2014) spielen musste. Glücklicherweise kannte er sich in der Eröffnung nicht gut aus und stellte früh die Dame gegen zwei Leichtfiguren ein. Allerdings war deutlich interessanter, was an Brett 2 neben uns passierte:
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Lui, J - Gusev, D |
Es ist klar, dass in dieser Stellung nichts außer Remis passieren kann. Somit zog Weiß den Bauern durch, wandelte in eine Dame um, drückte die Uhr und: Schwarz reklamierte auf Zeit. Millisekunden, bevor weiß die Uhr gedrückt hatte, war das Blättchen gefallen. Ich bin kein Regelexperte, ich bin unsicher, ob in diesem Fall die abgeschlossene Umwandlung ausreicht für das Remis, da kein Matt mehr möglich ist, allerdings verhielt sich der Weißspieler sportlich und machte gar keine Anstalten, gegen das Ergebnis 0-1 zu protestieren.
Inzwischen waren mehrmals die Preise der Küche deutlich reduziert worden und wurden lautstark angesagt, damit auf keinen Fall Lebensmittel weggeworfen werden müssten. Eine sehr vorbildliche Aktion des SC Ketsch, da bereits genügend Lebensmittel in der Gastronomie unnötig in den Müll kommen.
In Runde 6 bekam ich meine Revanche gegen den jungen Daniil Gusev, der mich im Untergrombacher Open 2025 ziemlich zusammengeschoben hatte. Diesmal erwischte ich jedoch den besseren Start, gewann eine Qualität und konnte somit das Endspiel gewinnen. Mit 6/6 hatte ich also gute Chancen auf den Turniersieg.
Da mir klar war, dass in der letzten Runde bereits ein Remis ausreichen würde, hatte ich eine ruhige Eröffnung gewählt und einfach nur Entwicklungszüge gemacht. Eine Ungenauigkeit des Gegners ließ einen Qualitätsgewinn zu, allerdings war die Stellung trotzdem nicht so einfach, da zwei verbundene Freibauern und ein Läufer gegen meinen Turm alt aussahen…
doch glücklicherweise konnte ich einen eigenen Freibauern bilden, der schnell genug war, um die Partie für mich zu entscheiden.
So stand am Ende also der Turniersieg zu Buche. Auf Platz 2 landete Harshil Pradeep aus Bickenbach, Platz 3 belegte Daniil Gusev. Bestes Mädchen der U25 wurde Anna Bahnmüller aus Sandhausen. Ich möchte hier nochmal dem SC Ketsch danken für die Ausrichtung des Turniers, denn durch die tolle Organisation ging alles so schnell, dass zwischen Ergebnismeldung/Auslosung und Start der neuen Runde maximal 5 Minuten vergingen.
Es wird sicherlich auch einen kleinen Bericht auf der Homepage der Ketscher geben: https://www.schachclub-ketsch.de/
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Abschlusstabelle nach 7 Runden |
Herzlichen Glückwunsch, Leon! Blitz- und Schnellschach laufen in diesem Jahr ja schon mal super.
AntwortenLöschenDie Regeldiskussion scheint mir das perfekte Beispiel für die dringend benötigte Einführung des VAR im Schach zu sein. 😉
Ich finde ja, remis wäre fair, korrekt ist halt schwarz gewinnt. Starke Leistung und schöner Bericht!! Jan
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