von Martin Werner
Hier gibt es einige Eindrücke der Partien des diesjährigen Grenke-Opens von Joscha, unserem Turniersieger des B-Opens, und mir selbst.
Joscha konnte seiner Favoritenrolle gerecht werden und gab lediglich in Runde 4 einen halben Punkt ab. In vielen der übrigen Partien konnte er überzeugende Siege einfahren und hatte auch nach vermeintlich wenig gelungener Eröffnungen stets das nötige Glück auf seiner Seite. Einen schnellen Sieg erzielte er mit einer Kurzpartie in Runde 6:
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Schmitt-Schott, Joscha - Chevts, Vitali | Runde 6, Stellung nach 17...Da7 |
Joscha machte kurzen Prozess mit dem Einschlag 18.Sxf7 Kxf7 19.Lxg6+ Kg8 20.Txe6 und neben den drei Bauern, die Weiß für die Figur mitgenommen hat, schlägt auch sein Angriff durch. Bei der Überführung der weißen Dame zum Königsflügel konnte die schwarze Armee nur tatenlos zusehen. Stark gespielt!
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Blick in den Turniersaal der Schwarzwaldhalle |
Nach dem für mich erwarteten schweren Stand zum Start im A-Open konnte ich zumindest ebenfalls noch einen schönen Sieg erzielen:
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Berg, Paul - Werner, Martin | Runde 4, Stellung nach 31.Dd1 |
Mit der Idee des Turmschwenks 31...Tf5! begann ein durchschlagender Königsangriff. Nach 32.De1 Dh6 33.g4 fxg3 e.p. 34.Dxg3 Tg5 35.De1 ließ das simple 35...Dh3 Weiß ohne Verteidigung gegen die Mattdrohung auf g2 zurück. Nach 36.Tg1 Sxf3 gab Weiß auf.
Im Anschluss an diese Runde wechselte ich eher spontan vom A-Open Klassisch zum Freestyle-Schach und war von diesem Format recht angetan. Besonders die wegfallende Eröffnungsvorbereitung und die kreativen Entwicklungsideen fand ich sehr angenehm und inspirierend. Dass die Gegner auch hier für mich eine Spur zu stark waren, spielte da nur eine untergeordnete Rolle.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist in diesem Format die Eröffnung aus Runde 7 aus Startposition Nummer 076:
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Grenke Freestyle Runde 7, Position #076 |
Der beste Zug ist anscheinend 1.f4, jedoch entschied sich von den Spitzenspielern nur Andrej Esipeko für diesen Weg. Bei vielen anderen und auch bei mir startete die Partie mit 1.e4 f5 und nach dem naheliegenden 2.e5 zeigte der indische Supergroßmeister Arjun Erigaisi einen kreativen Weg, das weiße f4 mechanisch zu verhindern und spielte 2...f4!. Bei mir selbst ging es weiter mit 2.e5 Sab6 3.d4 Lc4 4.Sd3 e6 5.b3:
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Maisch, Julian - Werner, Martin | Stellung nach 5.b3 |
Hier konnte ich nun selbst Kreativität beweisen und fand mit 5...Da3! einen Zug, der auch der Engine gut gefällt. Da Weiß wegen des Schachs auf c3 nebst Dxa1 nie gut auf c4 nehmen kann, muss er in der Folge einige präzise Züge finden, um nicht bereits in der Eröffnung unter die Räder zu kommen. Trotz starker Position nach der Eröffnung konnte ich diese Partie letztlich leider nicht gewinnen und verlor im Endspiel in Zeitnot gänzlich den Faden. Trotzdem kann ich dieses Format sehr empfehlen und würde mir im kommenden Jahr überlegen direkt Freestyle zu spielen, wenn dies nochmal angeboten werden sollte.
Derweil konnte Joscha im klassischen Schach nach seinem furiosen Start und dem Remis in Runde 4 einen sauberen Durchmarsch hinlegen. Die Partie in der Schlussrunde war hierbei allerdings hochdramatisch. Nachdem am zweiten Brett bereits früh remis gemacht wurde, war klar, dass der Sieger dieser Partie den alleinigen Turniersieg für sich beanspruchen konnte. Nach scharfer Opfervariante entstand eine Materialverteilung mit zwei Freibauern für eine Qualität, mit der alle Ergebnisse möglich schienen:
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Niebler, Paul - Schmitt-Schott, Joscha | Runde 9, Stellung nach 21...Ta8 |
Die Position veränderte sich zu Joschas Gunsten nach 22.Td1? (22.Kb1 und noch immer weiß niemand so genau, wer dieses Endspiel gewinnen sollte oder wird.) 22...Ta1+ 23.Kd2 Txd1 24.Kxd1 La6! und Weiß kann seine Figuren nicht zusammenhalten. Joscha eroberte zwei Figuren für den Turm und operierte somit mit einer Mehrfigur gegen die verbleibenden weißen Freibauern. Da diese jedoch nicht weiter vorrücken konnten, gingen Weiß schließlich die Züge aus
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Niebler, Paul - Schmitt-Schott, Joscha | Runde 9, Stellung nach 34...Kd6
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Es folgte 35.f4 (nach 35.b5 Ld7 geht es für die Bauern nicht weiter bzw. der Läufer blockiert sie auf der langen Diagonalen) 35...g4 36.f5 Lxg2 37.Kf4 h3 38.Kg3 Ke5 und damit war es tatsächlich geschafft. Weiß gab auf und Joscha gewann spektakulär das B-Open.
Nervenstark und sehr überzeugend! Glückwunsch zu diesem legendären Ergebnis!
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1. Platz (Hurra Hurra) |
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