Mittwoch, 20. April 2022

37. Internationales Böblinger Open 2022

(TimG) Nachdem im Dezember 2021 die Coronapandemie die Durchführung des Böblinger Opens noch verhindert hatte, stand dem Nachholtermin über Ostern nichts mehr im Wege. Außer dem Termin war das Turnierformat und der Spielort identisch. Wie wir es schon an Ostern vom Grenke Open gewohnt sind, werden auch in Böblingen vier Doppelrunde und eine Nachmittagsrunde gespielt, sodass manch einer nach dem Turnier erstmal Urlaub gebrauchen könnte.

Zum ersten Mal, seit wir unsere Turnierfahrten machen, war unsere Unterkunft gleichzeitig der Spielort. Dies stellt sich besonders bei einem morgendlichen Rundenbeginn um 9.15 Uhr als sehr angenehmer Umstand heraus. Allerdings war die erste Runde eine Nachmittagsrunde, nachdem wir mit erstaunlich wenig Stau im Mercure Hotel angekommen waren. In dieser hielt Lukas heroisch acht Züge lang gegen einen jungen kroatischen IM stand, bis dann eine Figur und wenig später die Dame vom Brett verschwanden. Nach der Partie bemerkte ein bekannter Schachfreund, dass er sehr beeindruckt, war von Lukas seiner Stellung, bis er die Figuren zählte…Fabian und ich hatten hingegen das Glück nach unten gelost zu werden und konnte ohne Probleme gewinnen. Den Abend ließen wir dann mit dem Frankfurter Sieg im Camp Nou ausklingen.

In der Morgenrunde holte Lukas einen Pflichtsieg gegen eine junge Kaderspielerin, wohingegen Fabian gegen einen Untergrombacher Oberligaspieler nicht gut aus der Eröffnung kam und überspielt wurde. Auch ich hatte einen Oberligaspieler vom Ausrichterverein gegenübersitzen. Da er mit großer Beharrlichkeit die gleiche, etwas gekünstelt wirkend Variante spielt, konnte ich mich sehr gut vorbereiten. Im Zuge dessen fand ich eine Großmeisterpartie, welche ich mittels der Engine verbesserte und nach der Neuerung stand ich schon deutlich angenehmer. Nachdem er eine simple Taktik übersah, war der Rest Technik und ich hatte meinen höchsten Sieg errungen.

Interessanterweise war der besagte Böblinger Spieler in der dritten Runde der Gegner von Lukas. Auch hier hatte Lukas zwischenzeitlich gute Chancen, aber nach einem Fehlgriff musste Lukas in ein verlorenes Endspiel abwickeln. Fabian musste lange gegen einen taubblinden Gegner kämpfen, nachdem er in der Eröffnung den Gewinn verpasste. Schlussendlich setzte er sich dann aber doch durch. Ich wurde hingegen einfach komplett aus der Eröffnung heraus überfahren und hatte nicht den Hauch einer Chance.

Am Samstag gewann Lukas leicht und locker die erste Runde, wohingegen Fabian gegen einen FM lange gut mithielt aber dann in einem taktischen Feuerwerk aufgeben musste. Ich hatte das Vergnügen mit einem badischen Urgestein, welcher gefühlt schon für jeden Verein in Baden aktiv war. Nach etwas ambitionsloser Eröffnung von Weiß (mir), war es nur Schwarz, der auf Gewinn spielte. Allerdings hatte er so gar keine Eile, sodass wir über 40 Züge lang die Figuren einfach nur hin und her schoben. Wie es dann immer so ist, griff ich dann doch irgendwann fehl und als der Sieg für meinen Gegner zum Greifen nahe war, spielte er mit voller Überzeugung den schlechtesten Zug in der Stellung und ich konnte schlussendlich sogar noch äußerst glücklich gewinnen.

In der Nachmittagsrunde servierte Lukas seinem FM Gegner, welcher dieses Turnier völlig außer Form war, einen Bauern auf dem Silbertablett. Anschließend versuchte er noch alles um wieder in die Partie zurückzukommen, aber der Gegner erwies sich leider als zu abgezockt. Fabian holte souverän einen weiteren Pflichtsieg, auch wenn er mit der eigenen Leistung alles andere als zufrieden war. Wie mir während meiner Partie einfiel, hatte mein Gegner über die gespielte Variante vor nicht allzu langer Zeit (2 Jahre) ein Buch geschrieben. Dafür war das Eröffnungswissen eher enttäuschend, auch wenn das Damenopfer zu einer sehr interessanten Stellung führte, in welcher ich sicherlich einen Gewinn ausgelassen habe. So gelang es ihm eine Festung zu errichten, in welcher ich ihm ziemlich schnell das Remis schenkte.

Für die sechste Runde bereitete Fabian sich sehr ausführlich vor, da der erste Zug des Gegners nicht schwer vorherzusehen war. Tatsächlich spielte er etwa bis Zug 20 eine nahezu perfekte Partie, um sie dann leider sehr schnell wegzuschmeißen. Lukas holte gegen den Bruder einer deutschen Nationalspielerin einen leichten Sieg, wohingegen ich mich in einem theoretischen Turmendspiel blamierte und mir im Nachhinein noch den Hohn und Spott meines Gegners anhören musste. Mit diesem guten Gefühl im Rücken bekam ich in der folgenden Runde, wie schon in Runde 3, meine Grenzen aufgezeigt. Zu meinem Leidwesen fand mein Gegner einen studienartigen Gewinn, welchen er ohne großes Zögern spielte. Fabian hatte es mit einem 11-jährigen Jugendstar zu tun, welcher eine katastrophale Zeiteinteilung demonstrierte. Leider konnte Fabian hieraus kein Kapital schlagen und wickelte ein Endspiel ab, in welchem er sich gezwungen sah, Dauerschach zu geben. Lukas stürmte ohne Rücksicht auf Verluste auf den gegnerischen König zu und erschreckte den Gegner so sehr, dass dieser in vorteilhafter Stellung das Remisangebot annahm.

Diese Spielweise setzte Lukas in der vorletzten Runde einfach fort. Nur war der Gegner diesmal deutlich schwächer und hatte keine Chance gegen den Angriff der weißen Figuren. Fabian griff leider nach guter Eröffnung grob daneben, was zum sofortigen Verlust führte. Immerhin bereitete der Gegner uns in der letzten Runde noch große Freude, da man munkelt, dass er während seiner letzten Runde noch genug Zeit fand für die eine oder andere Banterblitzpartie.

Nachdem ich in der achten Runde einen souveränen Sieg einfuhr, da meine Gegnerin taktisch nicht so ganz auf der Höhe zu sein schien, war ich in der letzten Runde völlig von der Rolle und wurde von meinem sympathischen Gegner nach 23 Zügen mattgesetzt. Auch bei Fabian war die Partie schnell vorbei, da sein Gegner ähnlich gut drauf war wie ich. Nur Lukas spielte in der letzten Runde seine längste Turnierpartie. Allerdings lag dies vor allem am Gegner, welcher jedes Mal seelenruhig seine Zeit ablaufen ließ, bis er endlich auf Inkrement spielen konnte. Dies war sogar für mich zu viel, sodass ich nicht die ganze Partie verfolgen konnte.

Schlussendlich landeten wir am Ende alle bei 4,5/9. Während sich bei Lukas und Fabian die Siege und Niederlagen immer abwechselten (das große Problem des Schweizer Systems), konnte ich den Rhythmus ein paar Mal durchbrechen, nur am Ende auch bei 4,5 Punkten zu landen

Alles in allem war es ein schönes Turnier, welches wir sicherlich nicht zum letzten Mal gespielt haben.

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