Trotzdem sportlich erfolgreich und sicher auch wieder ein Erlebnis!
Wie schon in Feffernitz verzichtete ich auf die Teilnahme am Turnier, hier auch wegen der vielen Doppelrunden, die wenig Zeit zum Erkunden der Umgebung gelassen hätten und der ungünstigen Turniereinteilung, die permanent hartes Ringen und einen schweren Stand verhießen hatte.
So konnte ich die Schönheit der historischen Stadtanlage Bautzen würdigen und mehrere Ausflüge machen, so nach Görlitz und über die Grenze nach Polen (viele Vorkriegshäuser!), nach Zittau und über die Grenze nach Liberec in Tschechien (das hat mir hingegen nicht so gefallen) und in die Städte der näheren Umgebung.So denke ich für verschiedene Interessen wieder eine gelungene Turnierfahrt, die sicher auch im Sommer 2023 wieder stattfindet!
Nachfolgend der ausführliche Turnierbericht von Tim:
Turnierbericht – Bautzen – 2022
(Tim G) Mitte August 2022 fuhren wir zu viert (Jan, Lukas, Matthias und ich) nach Bautzen für das 1. Bautzener Türme Open. Aufgrund der doch größeren Entfernung blieb das Auto als einzige brauchbare Möglichkeit übrig. Nach etwa 6,5 Stunden erreichten wir schließlich unsere sehr schöne Ferienwohnung. Meiner Meinung nach die bisher schönste Ferienwohnung, was auch an der sehr schönen Altstadt von Bautzen liegt. Nach der langen Fahrt zauberte Lukas zum Abschluss des Tages noch ein Abendessen in der Küche.
Am nächsten Tag (Dienstag) begann das Turnier erst am Nachmittag, sodass wir uns mittags noch beim Italiener stärken konnten. Hier machte Matthias eine Bekanntschaft, aus der zumindest nach bisherigem Stand leider nichts weiteres wurde. In der ersten Runde spielte Matthias gegen einen „Eröffnungsnerd“ mit etwa 2000 DWZ und wurde relativ chancenlos zusammengeschoben. Anschließend beging er einen weiteren Fehler (wie ich später im Turnier auch), indem er mit seinem Gegner die Partie anschaute und dieser ihn auch verbal ziemlich runtermachte. Lukas spielte aus seiner Sicht eine gute Partie (die Engine ist da etwas anderer Meinung) und profitierte davon, dass sein Gegner nicht so ganz auf der Höhe war. So endete die Partie folgerichtig in einem Dauerschach. Ich bekam es mit einem Titelträger (AIM) zu tun, der stupide seinen Aufbau runterspielte. Leider verpasste ich meine Chance auf Vorteil und so endete die Partie in einem völlig ausgeglichenen Endspiel, in welchem keiner von beiden etwas machen konnte.
Matthias bekam in Runde 2 ein Geschenk seines Gegners, indem dieser eine Figur stehen ließ. Der Rest war dann eine Frage der Technik. Lukas gab in der Eröffnung einen Bauern für aktives Spiel. Blöderweise bekam er diesen Bauern nie mehr zurück, was zur ersten Niederlage führte. Ich spielte gegen eine junge Französin und wir hatten bald ein ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel auf dem Brett, nachdem ich mich weigerte, die Partie in der Eröffnung zu gewinnen. In dem Endspiel wickelte sie völlig unnötigerweise in ein verlorenes Bauernendspiel ab, was in ein Damenendspiel überging. Nachdem ich wenig Tage zuvor das exakt gleiche Endspiel während der Schacholympiade (Deutschland – Italien; Lodici-Svane) gesehen hatte wusste ich, anders als meine Gegnerin, was zu tun war und gewann eine Marathonpartie.
Runde 3 war für Matthias in deja vu der ersten Runde. Erneut wurde er in derselben Eröffnung von Weiß zugeschoben und konnte das Läuferendspiel leider nicht halten, obwohl es zwischendurch haltbar war, was aber nicht einfach zu sehen war. Lukas erwischte einen wahren Schachfreund und machte mit diesem kurzen Prozess. Anschließend ging es auf ein paar kühle Erfrischungsgetränke in die nächste Bar. Ich erreichte mit Schwarz ein ungefährdetes Remis gegen 2200. Abschließend lief abends, trotz gelegentlicher Internetprobleme, der Supercup in welchem sich Real durchsetzen sollte.
Matthias spielte in Runde 4 eine wilde Partie gegen einen anderen Badener, in welcher beide Chancen auf mehr als einen halben Punkt hatten. Eine Runde später sollte dieser das Turnier abbrechen, kam aber trotzdem jeden Tag zu den Runden, was doch etwas seltsam ist. Lukas und sein Gegner einigten sich ebenfalls in einem ausgeglichenen Turmendspiel auf ein Unentschieden. Auch bei mir wurde es leider nur ein halber Punkt, nachdem ich mehrfach b4 nicht spielte, was zu einer sehr guten / gewonnenen Stellung geführt hätte. Wie Matthias in der ersten Runde schaute auch ich anschließend die Partie mit meinem Gegner an (warum weiß ich nicht mehr) und auch hier kam leider so gut wie nichts Produktives raus. Dies bestärkt mich leider in der Ansicht, dass nachträgliche Partieanalysen mit dem Gegner in den meisten Fällen keinen Sinn machen und die Zeit besser zur Erholung genutzt werden kann.
Die 5. Runde sollte dank der Partie von Lukas die ereignisreichste Runde werden. Matthias verlor nach langem Kampf im Endspiel gegen einen „Veteran“ und ich spielte gegen ein Kaderkind (nicht das letzte) Remis, nachdem er mir durch planloses Herumziehen fast noch den vollen Punkt bescherte. Lukas bekam es mit dem an vier gesetzten Schachfreund zu tun, welcher überraschenderweise nach 4 Runden unter 50% war. Bis tief ins Endspiel war die Stellung ausgeglichen, aber dann sah Lukas sich genötigt seinen Läufer gegen den weit vorgerückten Randbauern zu geben. Bis heute ist es noch fraglich ob das Endspiel mit Läufer und zwei Bauern gegen zwei Läufer und Bauer Remis ist oder nicht. Lukas` Gegner stellte sich aber so ungeschickt an, dass Lukas alle Bauern abtauschen kann. Daraufhin benahm sich Lukas` Gegner wahrlich nicht mehr wie ein Schachfreund, indem er ihn noch während der laufenden Partie mit völlig wirren Begründungen mehrfach des Betruges bezeichnete. Dies ist natürlich ein völliges Unding, das eigentlich sanktioniert werden muss. Natürlich kann man nachvollziehen, dass er nach den bisherigen Ergebnissen sehr frustriert war, aber den Frust am Gegner auszulassen, indem man diesen mehrfach des Betrugs beschuldigt, ist indiskutabel.
In Runde 6 machte Lukas ein schnelles Remis gegen einen Jugendstar und erholte sich anschließend in unserer Ferienwohnung. Matthias hatte es ebenfalls mit einem Kind zu tun und verpasste leider den Gewinn, womit das Spiel in einer Zugwiederholung endete. Ich spielte gegen eine Titelträgerin (WIM), die früher eine große deutsche Nachwuchshoffnung war. Damals spielte sie sehr ambitionierte Eröffnungen, weshalb ich sehr überrascht war, dass sie eine Variante wählte, in welcher sich sehr viele Figuren abtauschen. Leider konnte ich einen groben Schnitzer von ihr nicht ausnutzen, sondern rechnete sehr präzise eine Remisvariante, nach der man auch getrost nach zwei Stunden Remis hätte machen können, da nichts mehr los war und später noch das Blitzturnier anstand. Allerdings kam meine Gegnerin nicht zu dieser Einsicht und so spielten wir noch etwa zwei Stunden weiter, ohne dass irgendetwas nennenswertes passierte.
Das abendliche Blitzturnier musste ich leider alleine spielen, da meine Mitfahrer aus verschiedenen Gründen verzichteten. Nach einem miserablen Start mit 1,5/6 holte ich in den folgenden Runden noch 8,5/12 womit ich zufrieden sein konnte.
Matthias spielte in Runde 7 gegen die junge Französin eine wilde Partie, in welcher er im Endspiel lieber den halben Punkt mitnahm, als auf den vollen Punkt zu spielen. Lukas übersah leider, dass die taktische Abwicklung seines Gegners ein Loch hatte, was zur zweiten Null führte. Ich verwechselte in der Eröffnung die Züge und die Engine zeigt nach einem weißen Qualitätsopfer großen Vorteil für Weiß an. Allerdings spielte mein Gegner viel zu passiv, wonach ich bald eine sehr gute Stellung bekam. Nachdem ich mich aber ebenfalls mit einem schwachen Zug revanchierte, einigten wir uns auf Remis.
Die letzten beiden Runden sollten für uns alle nicht besonders gut werden. Ich war in Runde 8 einfach zu müde und konnte mich in Runde 9 an gar nichts mehr erinnern, womit ich in der letzten Runde folgerichtig meine einzige Partie verlor. Lukas machte in der vorletzten Runde ein Remis gegen einen Stärkeren und ließ sich in der letzten Runde reinlegen, was zu einem unbefriedigten Abschluss führte. Matthias ließ sich in Runde 8 mit Mehrfigur zweizügig mattsetzen, wobei man schon die Frage stellen muss, wie Matthias`Gegner für dreimal nicht antreten jeweils einen halben Punkt bekommen kann. In der letzten Runde überfuhr Matthias seinen Gegner, womit zumindest sein Turnier erfreulich endete.
Alles in allem, war es eine sehr schöne Turnierfahrt, was auch an der Stadt Bautzen lag, die überraschenderweise viel zu bieten hat. Sollte das Turnier die kommenden Jahre nochmal stattfinden, ist es sicherlich eine Überlegung wert, erneut wiederzukommen.
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