Baden-Württembergische Schnellschachmeisterschaft - Neue Kerben im Holz

Bericht von Martin Werner

Am vergangenen Sonntag fand im nahegelegenen Forst die gemeinsame Schnellschacheinzelmeisterschaft des Badischen und Württembergischen Schachverbandes statt. Nachdem das Alex-Huber-Forum in Forst bereits im vergangenen Herbst ideale Spielbedingungen bei der Ausrichtung der Badischen Einzelmeisterschaften geboten hatte, wurde auf Nachfrage des Turnierleiters auch diese Meisterschaft erneut dort ausgetragen. Mit 7 Bruchsalern (Joscha, Lukas, Tim G., Harry, Jan K., Matthias und mir) unter den 95 Teilnehmern war der SSV gut vertreten und bereit den zahlreichen Titelträgern im Feld den ein oder anderen Punkt abzunehmen.

Durch die gewohnt gute Organisation konnte pünktlich begonnen und im Anschluss der vorgesehene Zeitplan noch leicht nach vorne korrigiert werden.

Den beeindruckendsten Start erwischte Lukas, der auch nach der Mittagspause bis zur sechten Runde bei zwei Siegen ungeschlagen blieb. Er eröffnete das Turnier mit einem fulminanten Sieg gegen IM Julius Muckle, der bereits an gleichem Ort im vergangenen Herbst schlechte Erfahrungen im Kampf gegen Bruchsaler gemacht hatte. In einer hitzigen Schlacht verlor Lukas zwei Qualitäten, doch hatte in Puncto Angriff die wertvolleren Figuren übrig und brachte den gegnerischen König gekonnt zur Strecke.

Lukas bei seinem Auftaktsieg gegen IM Julius Muckle

Auch zum Schluss behielt Lukas die Nerven, sammelte weitere Punkte ein und spielte mit einer Eloperformance von 2226 ein überragendes Turnier! Die Kerbe im Titelträgerholz ist dabei sicher ein willkommenes Zubrot.

Durch die Setzliste oft dicht beieinander: Joscha und Tim (am hinteren Brett)

 

Joscha und ich spielten beide ein Turnier, das vermutlich etwas unter den eigenen Erwartungen endete. Während Joscha sich aber zumindest in einer klassischen Partie soviel Respekt erarbeitet hat, dass selbst ein starker Titelträger gegen ihn lieber ein frühes Remis macht, so scheiterte ich diesmal an der Umsetzung meiner eigenen Ideen:

Engert - Werner, Runde 4, Stellung nach 26.Td2

 In der vierten Runde hatte ich gegen meinen deutlich tiefer gesetzten Gegner die Gewinnkombination bereits erspäht und leitete diese mit 26...Df4! ein. Nach dem erzwungenen 27.Txc2 hatte ich das Zwischenschach 27...De3+ geplant (27...Dxd4+ ist natürlich auch gut) und hätte in kürze Matt gesetzt. Stattdessen spielte ich unerklärlicherweise den zweiten Zug vor dem ersten und nach 27...Txc2?? 28.Ld3+ g6 29.Lxc2 hatte ich Glück, dass noch ein Dauerschach zur Rettung des halben Punktes übrig war: 29...Dc1+ 30.Kf2 Dd2+ 31.Kg3 Dg5+ etc.  

Matthias im schweren Derbykampf gegen Untergrombach

 

Bei Matthias begann es mit der klassischen Fahrstuhlfahrt der Gegnerwertung im Schweizer System. Dabei hatte er Pech, dass er auf dem Weg mit Joscha, Jan und mir gleich drei Bruchsaler als Gegner zugelost bekam. Am Ende passt das Ergebnis denke ich ziemlich genau zum Erwartungswert.

Jan K. und Harry hatten in dem wirklich starken Teilnehmerfeld ein ums andere Mal das Nachsehen. Erst in den letzten beiden Runde konnte Harry noch Siege verbuchen, während Jan mit 3,5 Punkten insgesamt erneut zeigte, dass seine Zahl seine wahre Spielstärke noch nicht wiedergeben kann. Dieses Ergebnis bescherte ihm sogar noch den dritten Ratingpreis <1600 (!).

Bester Bruchsaler wurde mit einem sehr soliden Turnier Tim G. Bei seinen erspielten 5,5/9 nahm er mit FM Veaceslav Cofmann einen weiteren Titelträger in unsere Besiegtenliste auf. In den beiden letzten Runde sicherte Tim mit zwei Remisen gegen starke Titelträger eine herausragende Leistung und Platz 19 in der Gesamtwertung hinter zahlreichen internationalen und Fide-Meistern.

Tim durchweg stark, wenn auch nicht im ausgemachten Siegertrikot

Auch ich selbst hatte in der letzten Runde mit FM Thomas Raupp einen Untergrombacher Titelträger vor mir, gegen den ich ein Endspiel mit Minusbauer verteidigen musste:

Werner - Raupp, Stellung nach 55...Ke6

Die einzige weiße Hoffnung liegt in der Bildung des entfernten Freibauerns auf der h-Linie mit 56.h5. Nach 56...gxh5 57.gxh5 Kf6? (nach 57...Sd6+ kann Schwarz noch weiterspielen und die Rollen seiner Figuren tauschen, doch auch hier bleibt der Gewinn schwierig) konnte Schwarz nicht mehr gewinnen. Es folgte 58.h6 Kg6 59.Kd5 Se3+ 60.Kxc5 Sxc2 61.Kxb5 Sxa3+ und Remis.

Insgesamt ein sehr kurzweiliges Turnier mit guten Spielbedingungen. Sollten die Schachfreunde Forst auch weiterhin entsprechende Turniere ausrichten, nehmen wir die lange und beschwerliche Anreise gerne erneut in Kauf, um uns mit der Badischen Konkurrenz zu messen. ;-)