Bericht von Martin Werner
Der SSV fuhr am vergangenen langen Wochenende mit großer Kapelle zum Turnier nach Sulzfeld. Mit Tim W., Tim G., Joscha, Erik, Jan K., Matthias und mir starteten gleich 7 Bruchsaler im A-Turnier, um hier die Konkurrenz aufzumischen. Doch auch im B-Turnier war der SSV mit Familie Wellenreich 2x unter den Top 10 gesetzt. Letztlich kamen hier jedoch auch andere zu ihrem glanzvollen Auftritt.
Das Turnier in Sulzfeld, das sich bereits vor seiner Wiederauflage nach Corona im letzten Jahr großer Beliebtheit erfreute, kam für mich selbst erstmals zeitlich passend. Während ich mich über die vielen bekannten Gesichter aus der Badischen Konkurrenz, dem Bezirk und sogar aus Hessen(!) sehr freute, machte die Organisation direkt keinen guten Eindruck auf mich. Eine lange Verzögerung des Turnierstarts (1,5 h) aufgrund technischer Probleme mit dem Zugriff auf die Wertungszahl-Datenbank wäre ja eventuell noch zu verkraften gewesen. Doch die Ankündigung eines in der Ausschreibung nicht genannten Zeitmodus mit Reduktion des Inkrements auf 5 statt 30 Sekunden ab Zug 70 stoß auf maximale Gegenwehr. Mal abgesehen davon, dass solch ein Einschnitt in die Bedenkzeit nur mit mehr Personal zu stemmen gewesen wäre (dann ist ein Schiedsrichter für 200 Teilnehmer eben einfach zu wenig), ist dies ein Modus, den weder die Fide noch sonst irgendjemand jemals vorgesehen hat. Dementsprechend gestaltete sich auch die Umsetzung entsprechend schwer. Die bereitgestellte Verpflegung und der Spielsaal waren dagegen hervorragend, sodass sich hier nun statt auf die Organisation auf den schachlichen Inhalt beschränkt werden soll:
Erik sorgte schon früh erneut für Furore. Nach einem unangekündigten kampflosen Sieg in der zweiten Runde traf er am Freitag mit IM Amadeus Eisenbeiser auf die Nr. 2 der Startrangliste. Nach einem lange ausgeglichenen Endspiel entstand die folgende Stellung (oder zumindest ähnlich, um das Motiv zu zeigen):
Eberhart - Eisenbeiser, Stellung nach ...Sxc3 |
Schwarz hatte soeben die Damen auf e3 getauscht, um sich auf c3 einen Bauern einzuverleiben. Erik ging nun seinerseits auf Beutezug und nach 1.Le6 hätte Schwarz schon den König heranführen müssen. (1...Kf6 2.Lc8 Ke7 3.Lxb7 Kd7 mit ausgeglichener Stellung.) Stattdessen geschah 1...Sb5 2.Lc8 Sd6? und Erik beendete die Partie sofort mit dem gekonnten Opfer 3.Lxb7! (nach 3...Sxb7 4.a6 läuft der a-Bauer zur Dame). Schwarz gab sofort auf und Erik konnte dem SSV-Kerbholz einen weiteren Titelträger hinzufügen. Sehr stark!
Auch Tim G. stand in seiner Partie gegen den späteren Zweitplatzierten FM Cedric Chassard kurz vor der nächsten Kerbe im Titelträgerholz. Leider konnte er die taktische Bombe zum Gewinn nicht aufs Brett bringen und verlor die Partie im Endspiel gegen die gegnerischen Freibauern.
Tim W. erwischte das volle Lospech. Mit mir, Tim G. und Erik bekam er im
Laufe des Turniers drei Bruchsaler als Gegner. Zumindest konnte er in
allen Partien die Punkteteilung erzielen. Mit zwei Siegen und ohne
Niederlage spielte er aber ein sehr gutes Turnier mit kräftigem
Ratingzuwachs.
Leider wurden wir auch von einigen Ausfällen heimgesucht. Joscha musste das Turnier nach Tag 2 aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Eine hochdramatische Niederlage in der Auftaktpartie und ein unspektakuläres Remis in Runde zwei haben die Gemütslage vermutlich nicht verbessert. Immerhin konnte er trotz Erkältung noch einen Sieg vor Turnierabbruch holen. Wer sich hiermit dann ebenfalls angesteckt hat bleibt unklar, jedenfalls fühlte sich auch Jan W. am letzten Tag nicht wohl und musste die letzte Runde passen. Wirklich schade, da hier bisher ohne Niederlage vielleicht sogar ein Hauptpreis im B-Open drin gewesen wäre. Auch Jan K. klagte über Kopfschmerzen und Unwohlsein und war vermutlich mit seinem Turnierverlauf in Gänze nicht zufrieden. Zumindest spielte er alle Runden zu Ende, was man ihm wirklich hoch anrechnen muss.
Das B-Open wurde von Mia mal so richtig aufgemischt. Nach einer Auftaktniederlage fegte sie über ihre Gegner hinweg und nahm auch Amina auf dem Weg einen vollen Punkt ab. Ein bereits weit entwickeltes taktisches Gespür bewies sie in Runde 6, wo sie ihre Partie sehenswert abschließen konnte (Stellung vermutlich nur ähnlich, aber ausreichend):
Müller - Scheytt, Stellung nach ...dxc5 |
Es folgte das hübsche Finale mit 1.Sf6+! (Höhepunkt einer bereits einige Züge vorher eingeleiteten Opferkombination) Nach 1...Sxf6 (1...exf6 wird bedient mit 2.Txb7! und Schwarz verliert Haus und Hof.) spielte Mia 2.Lxc6 und Schwarz ist verloren. Es folgte noch 2...Td8 (nach 2...Lxc6 3.Txb8+ Dd8 4.Dxc6+ nimmt Weiß alle schwarzen Klötze vom Brett.) 3.Lxd7+ Sxd7 4.Txb7 und mit 5.Td1 im nächsten gewinnt Weiß noch mehr Material. Beeindruckend scharfsinnig für das Turnier zur ersten eigenen Wertungszahl. Hier ist wohl Großes zu erwarten!
Matthias spielte die ein oder andere Partie, die wirklich nicht für schwache Nerven geeignet war. Ein Festival des Materialverlustes auf beiden Seiten endete beispielsweise in einer bitteren Niederlage für Matthias, während er in der Schlussrunde ein überlegenes Endspiel nicht zum Sieg führen konnte. Insgesamt wird auch er mit seinem Turnier nicht zufrieden sein, doch es kommen sicherlich noch weitere Gelegenheiten, die neu erlangten Feinheiten der eigenen Eröffnungen zeigen zu können.
Mein eigenes Turnier bewegte sich im Rahmen des Erwartungswertes und nur eine bittere Niederlage war zu verkraften. In einer Partie mit schlagartigem Ende fand sich noch eine hübsche Variante, die zu zeigen sich durchaus lohnt:
Werner - Bertz, Stellung nach 29. Dc7 |
Schwarz tappte in das schnellste Ende. Im Bemühen den Damentausch zu verhindern lief 29...f6?? in 30.Sxf5+ (30.Lxf5 gewinnt auch) und die Partie war sofort vorbei, da plötzlich der Springer auf e7 gefesselt ist. Spektakulär ist das Finale nach 29...Dd7 30.De5+ Kg6. Hier gewinnt Weiß mit dem hübschen 31.Sh5!, da 31...Kxh5 32.Df6 nebst Matt auf g5 erlaubt.
Zur letzten Runde versammelten sich im A-Turnier gleich vier Bruchsaler an den Brettern 12, 13 und 14 mit 4/6 Punkten. Leider hierbei schon angekündigt in der Mitte mit Erik und Tim W. zwei an einem Brett, die sich früh auf einen friedlichen Ausgang der Partie verständigten. Bei mir an Brett 12 war nur ein kurzer Moment für eine kleine taktische Wende zu positionellem Vorteil verfügbar, den ich jedoch verpasste. Das ausgeglichene Endspiel wurde dann Remis gegeben. Bitter lief die letzte Runde für Tim G. an Brett 14. Gerade als er aus seiner überlegenen Stellung taktisch einen Bauern einsammeln wollte, traf ihn ein gegnerisches Läuferschach wie ein Blitz und alle eigenen Figuren mussten zurückbeordert werden. So ging bei der Abwicklung statt des Gewinns eines Bauern eine Figur verloren. Tragisch, doch wir stehen wieder auf!
Im B-Open spielte Klaus bis zum Ende um die vorderen Plätze mit. In einer dramatischen Partie in der Schlussrunde bot er in Stellung mit sicherem Dauerschach remis an, um seinen Gegner noch zu Gewinnversuchen zu verleiten. Und tatsächlich lief der König in die falsche Richtung und wurde von Klaus erlegt. Nur eine Niederlage und 5 Siege reichten am Ende für Platz 4 im B-Open! Mia konnte mit der gleichen Punktzahl aufgrund der besseren Feinwertung in ihrem Premierenturnier sogar Platz 3 erreichen. Wahnsinn, herzlichen Glückwunsch!
Im nächsten Jahr wird das Turnier voraussichtlich in Schwaigern stattfinden, was unseren Anfahrtsweg natürlich erheblich erhöhen würde. Mal sehen, ob wir auch dort wieder mit von der Partie sind.
Den Glückwünschen kann ich mich nur anschließen und auch Kacpers Auftritt noch lobend erwähnen, der auf 2,5 Punkte im Turnier B kam. Jan
AntwortenLöschenElias kommt nach kuriosem letzten Tag mit spielfrei und Sieg gegen Amina noch zu starken 3 Siegen und auf verrückte 4 Punkte!
AntwortenLöschen