Montag, 30. September 2024

Erster Kampf in der Verbandsliga - SSV vergibt Chance auf Punkte in Pforzheim

 Bericht von Martin Werner

Zum Auftakt der neuen Saison fuhren wir mit der ersten Mannschaft zu ihrem Debüt in der Verbandsliga nach Pforzheim. Das Abstiegsteam aus der Oberliga konnte wie wir nicht mit seiner Bestbesetzung aufwarten. Bei uns weilten auf anderen Auswärtsfahrten unterdessen Tim W. (Zelten in der Kälte) und Lukas (maximale Planungsunfähigkeit). Die beiden wurden durch Jenni und Jan K. an den hinteren Brettern ersetzt. Ein Blick auf die Aufstellung zeigte die Gastgeber noch immer mit einem DWZ-Schnitt von über 2000 Zählern und einem Neuzugang, der noch keine DWZ besitzt (Elo dennoch bei 2000). Daher muss auch der Erwartungswert des Ergebnisdienstes entsprechend gelesen werden, denn die angepeilten 4,1 Brettpunkte für Pforzheim resultieren dann aus lediglich 7 der 8 Partien. In der Rolle des Außenseiters werden wir uns in dieser Saison wohl noch öfter wiederfinden, aber der Kampf zeigte direkt wieder, dass die DWZ kein Schach spielen kann und jedes Match erst für sich gespielt werden muss.

In gewohnter Manier konnte Jan K. an Brett 8 seinen Einsatz in der ersten Mannschaft rechtfertigen und seine ungeschlagene Serie in diesem Team fortsetzen. Gegen einen Gegner mit über 2000 DWZ wählte Jan die absolute Hauptvariante und gelangte durch seine Theoriekenntnisse in ein ausgeglichenes Endspiel. Hier wurde dann kurz darauf die Punkteteilung vereinbart. 0,5-0,5

An Brett 5 gab es einen ebenfalls vergleichsweise kurzen Arbeitstag für unseren Neuzugang Leon. Etwas durch seine eigene Vorbereitung verwirrt kam er in eine ihm unbekannte Stellung und musste nach einem ungeschickten Bauernvorstoß schon bald mit den weißen Steinen um den Ausgleich kämpfen. Ein weiterer taktischer Fehler wurde zwar von Leons Gegenüber nicht konsequent bestraft, doch auch so fiel die weiße Stellung kurz darauf in sich zusammen und es blieb nur ein aufgabereifes Endspiel übrig. 0,5-1,5

Joscha bekam an Brett 4 schnörkellos Schwächen im eigenen Eröffnungsrepertoire offengelegt. Schon bald war ein weißer Mehrfreibauer weit auf a6 befestigt und lähmte das schwarze Spiel für Joscha komplett. Sein Gegner baute den resultierenden Vorteil konsequent aus und führte die Partie ohne Gegenwehr zum Sieg. 0,5-2,5

Trotz dieses zwischenzeitlichen Rückstands machten wir uns im Verlauf des Kampfes berechtigte Hoffnungen auf etwas Zählbares. Während bei Janosch und Erik das Vorteilspendel noch zu keiner Seite ausgeschlagen war, standen Tim G. und ich bereits aus der Eröffnung heraus sehr gut und auch bei Jenni war wohl mindestens ein halber Punkt zu erwarten. Der Mannschaftskampf sollte also bis zum Schluss spannend bleiben.

Bei mir selbst an Brett 3 war eine seltsam behandelte Eröffnung vollends zu meinem Vorteil ausgegangen. Ein Krakenspringer auf d6 war tief in der gegnerischen Stellung verwurzelt und die dauerhaft schwachen schwarzen Felder stellten die Zeichen auf weißen Vorteil. Leider gab ich mit schwindender Bedenkzeit einiges von diesem Bonus ab und setzte mit nur noch wenigen Minuten schließlich auf eine Kombination, die bei korrekter Antwort meines Gegners widerlegt worden wäre:

Werner - Gharieb, Stellung nach 24....Sf4

In dieser Stellung entschied ich mich mittels 25.Se8 Dh6 (25...Dxd4? 26.Te4! gewinnt eine Figur) 26.Sxg7? die Kombination einzuleiten. Nach 26...Dxg7 27.Dxf4 hätte Weiß einen Bauern gewonnen und der Partiezug 26...Sxd3?? wurde mit 27.Sf5+ nebst Damengewinn bestraft (27...Dg6 scheitert an 28.Se7+). Mit dem coolen 26...Kf8 hätte Schwarz die weiße Abwicklung allerdings widerlegen können, da der weiße Springer früher oder später verloren geht. Eine Computervariante in dieser Zugfolge muss trotzdem noch gezeigt werden: 26...Kf8 27.Te5 Sxd3?! (27...Tg8! ist stark und bringt Schwarz auf die Siegerstraße) 28.Th5 Dxg7 29.Dxh4! (greift den Turm auf h8 an und droht Dd8#). Nun hat Schwarz allerdings noch die letzte Pointe 29...Dxg2+! 30.Kxg2 Txh5 und der Turm ist wegen der Springergabel unantastbar. Es bleibt eine völlig unklare Stellung mit zwei Figuren und Turm gegen Dame bei offenem schwarzen König. Die Engine freut sich.
Nach dem oben genannten Verlust der Dame gab mein Gegner die Partie dann auch zeitnah auf. 1,5-2,5

Kurz darauf folgte ein weiterer starker Sieg von Jenni an Brett 7. Der Pforzheimer traf hier einige fragwürdige Entscheidungen und wurde von Jenni konsequent bestraft. Hierdurch musste der Gegner zuerst Material und letztlich auch seine Stellung aufgeben. Der Ausgleich! 2,5-2,5

Mit diesem Zwischenstand rückten die ersten Mannschaftspunkte in der Verbandsliga in greifbare Nähe. Tim stand nach wie vor wie vom Beginn weg sehr gut, Erik spielte ein Endspiel mit Turmpaar und Läufer gegen Springer und Janosch besaß zwei Mehrbauern, musste sich aber eines weißen Angriffs auf seinen König erwehren. Die gesamte Palette der Endergebnisse schien somit noch möglich.

Tragisch endete schließlich die Partie von Janosch an Brett 6. Mit einem starken Angriffswirbel hätte der Gegner wohl die Partie für sich entscheiden können, ließ bei minimaler Restbedenkzeit die richtige Fortsetzung aus und tauschte ein Paar Türme vom Brett ab. Somit verblieb Janosch mit zwei Mehrbauern am anderen Flügel und hätte nach Sicherung des eigenen Königs die Partie wohl auch für sich entschieden. Ärgerlicherweise führte eine letzte Unachtsamkeit zu einem unparierbaren Matt, welches die Partie zu Gunsten des Pforzheimer Neuzugangs entschied:


Abschlussstellung Abhyudaya - Oberst, Stellung nach Sh5

Schwarz kann die Mattdrohung auf g7 nicht decken und alle Schachs auf der Grundreihe sind verwehrt. Eine bittere Pille. 2,5-3,5

Somit kämpften Tim G. und Erik an den ersten beiden Brettern um noch wenigstens einen Mannschaftspunkt aus Pforzheim mitzunehmen. Tim konnte aus seiner lange so guten Stellung leider kein dauerhaftes Kapital schlagen und bei schwindender Zeit wurden die Entscheidungen eher schwerer als einfacher. Erik hingegen zwang seinen Gegner durch Fesselung des Springers, die sonst zum langsamen Tod der weißen Stellung geführt hätte zur Aufgabe einer Qualität für zwei Bauern, wodurch ein erheblich wilderes Endspiel entstand.

Zuerst beendet wurde die Partie an Brett 1, wo Tim mit nur noch wenigen Minuten auf der Uhr in mittlerweile ausgeglichener Stellung der letzte taktische Fehler unterlief. Der Gegner erbeutete zwei Figuren für einen Turm und beendete die Partie mit Damenopfer und Gabel im Anschluss. Somit war der Mannschaftskampf entschieden. 2,5-4,5

Erik versuchte an Brett 2 mit seinen beiden Türmen gegen Turm und Springer noch weiterzuspielen, doch letztlich konnte der gegnerische König den Schachs nicht gut entkommen und Erik keine anderen Fortschritte machen, ohne dass die gegnerischen Bauern vorrücken. Daher endete die Partie nach einer Zugwiederholung im Remis. Endstand: 3-5

Damit bleiben wir nach dem ersten Spieltag in der Verbandsliga ohne Mannschaftspunkte. Über den gesamten Kampf hinweg wäre wohl ein Unentschieden gerecht und sogar der Gewinn zweier Mannschaftspunkte möglich gewesen. Zumindest moralisch sollte uns die Tatsache, dass wir hier auch nominell deutlich stärkere Mannschaften ärgern und an den Rande der Niederlage bringen können, Mut machen. Für den Spieltag selbst können wir uns hierfür allerdings natürlich nichts kaufen.

Die nächste Runde in der Verbandsliga bringt uns ein weiteres Auswärtsspiel am 20.10.2024 gegen die zweite Mannschaft aus Ettlingen, die ihr Auftaktspiel gegen die zahlenstärkste Mannschaft des ersten Spieltags aus Buchen (DWZ-Schnitt 2141!) zu einem 4-4 Unentschieden bringen konnte. Wir sind also gewarnt, dass hier große Aufgaben auf uns warten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen