Heißer Bauerntanz beim 13. DWZ-Turnier

Bericht von Martin Werner 

Durch die Lage der Sommerferien startete die 13. Auflage unseres Bruchsaler DWZ-Turnieres in diesem Jahr sogar noch im August und brachte dementsprechend sommerliche Temperaturen mit sich. Gespielt wurde in 10 Gruppen mit zunächst der oberen Hälfte hiervon im oberen Spielsaal. Hier war diesmal an der Spitze der Setzliste mit FM Veaceslav Cofmann (SC Eppingen) sogar ein Titelträger mit von der Partie. 

Für mich war dies seit meinem Umzug nach Bruchsal der fünfte Durchgang des Turniers und bis jetzt war die Teilnahme immer ein Erfolg. Nicht zuletzt, da man ja auch viele altbekannte Gesichter wiedersieht, denn in 13 Jahren hat der Verein durchaus einen fundierten Stammteilnehmer-Kreis etabliert. In diesem Jahr waren jedoch auch wieder einige Spieler das erste Mal bei diesem Rundenturnier am Start und letztlich konnten nicht alle den Herausforderungen dieses Modus bis zum Ende trotzen. 

Mit drei Bruchsalern in unserer Gruppe 2 (Tim G., Fabian und ich) startete am ersten Spieltag gleich ein Vereinsduell mit Fabian gegen Tim. Nach einer hochprozentigen Schnapsidee von Fabian übernahm Tim das Ruder in der Partie und hätte seinen Vorteil langsam ausbauen können. Stattdessen entschied er sich für den vermeintlich direkten Figurengewinn, welcher ein spielentscheidendes Figurenopfer zuließ und Fabian den vollen Punkt bescherte.

Für mich selbst startete das Turnier mit einer Partie gegen Linus Zwermann, den Neuzugang der Karlsruher Schachfreunde (vorher SC Brombach). Früh ergab sich ein möglicher Figurengewinn, der jedoch mit Vorsicht zu genießen war:

Zwermann - Werner, Stellung nach 14. Da3

14...b5! sieht nach glattem Figurengewinn aus (der Springer auf a4 hat keine Felder und en passant zu schlagen verbietet sich wegen Lxa3) und ist auch stark. Allerdings ist die Sache überhaupt nicht klar und nach dem starken 15.b4! konnte ich mich nicht dazu durchringen, die Figur auch wegzunehmen. Die laufenden weißen Bauern schienen mir doch zu stark. Der Computer gibt geringen Vorteil für Schwarz an, aber aus praktischer Sicht ist nichts klar oder entschieden. Doch letztlich konnte ich auch, ohne den Springer zu nehmen, Vorteil erzielen und die Partie letztlich zum Sieg führen.

In der Spitzengruppe wurde der SSV aufgrund der starken Besetzung und den hohen Zahlen nur noch von Erik vertreten. Und wie so oft konnte Erik seine Zahl und seine aktuell herausragende Form bestätigen: Er musste sich nur dem Titelträger geschlagen geben und konnte mit Remisen gegen Alexander und Stefan Doll (beide SC Untergrombach) sowie einem Sieg gegen Nikita Rau (Godesberger Schachklub) ein gutes Ergebnis und DWZ-Gewinn erzielen. Leider brach der Letztgesetzte Teilnehmer dieser Gruppe das Turnier nach zwei Niederlagen zum Auftakt ab und bescherte Erik und zwei weiteren Spielern kampflose Punkte. Er blieb leider nicht einzige, der anderen Spielern ein richtiges "Jeder-gegen-Jeden" in der Gruppe verweigerte.

Erik bei seiner Gewinnpartie in der Spitzengruppe

Insgesamt konnten in der Hälfte aller Gruppen nicht alle Partien gespielt werden, da von mindestens einem Spieler (in unserer Gruppe sogar 2) das Turnier krankheitsbedingt oder aus mangelnder Spiellaune abgebrochen wurde. Gut, die Hitze tat sicherlich ihr übriges und zum letzten Tag verlegten wir letztlich alle Partien nach unten. Nichtsdestotrotz muss man die alteingesessenen erneut loben, die wissen, dass nur bei voller Spielzahl ein Rundenturnier wirklich sinnvoll ist.

Die beiden anderen Bruchsaler Duelle in unserer Gruppe 2 wurden friedlich beendet und durch den krankheitsbedingten Ausfall des einen und den Abbruch vor der letzten Runde des anderen Spielers kam Tim G. am letzten Spieltag zu zwei kampflosen Siegen. Für mich gab es hierdurch ebenfalls einen kampflosen Punkt und mit zwei Siegen neben den vereinsinternen Remisen konnte ich die Gruppe mit 4/5 Punkten gewinnen. Beeindruckender aus Bruchsaler Sicht ist jedoch Fabian Leistung, der mit drei Siegen und einer durchaus vermeidbaren Niederlage als Letztgesetzter in dieser Gruppe mit 3,5/5 zweiter wurde. Sehr stark!

In den anderen Gruppen hatten es einige Bruchsaler schwer, so zum Beispiel auch Jan Keller in Gruppe 4. Über zwei Remisen kam er nicht hinaus und musste drei Niederlagen einstecken. In dieser Gruppe konnte der Gast des Vereins Lukas Platt (SC Flörsheim) ziemlich genau den Erwartungswert erzielen. Außerdem war ein Wochenende im malerischen Bruchsal der Preis ;-)

In Gruppe 6 und 7 trafen mit Jan W. und Oliver, sowie Mia und Harry ebenfalls jeweils zwei Bruchsaler aufeinander. Jan W. wird mit seinem Turnier vermutlich nicht ganz zufrieden sein. Besonders die letzte, von seinem Gegner taktisch sehr stark vorgetragene Partie, war für Jan nicht einfach. Für die Zuschauer war diese Partie zwar ungemein unterhaltsam, jedoch konnte Jan aus den vielen Wirrungen letztlich keine Punkte mitnehmen. Oliver konnte in dieser Gruppe dagegen stärker punkten und musste sich nur dem späteren Sieger geschlagen geben. Mit 3/5 Punkten wurde er Zweiter.

Mia dominierte das Feld in Gruppe 7 komplett und zeigte damit eindeutig, dass sie mit ihrer Einstiegs-DWZ noch klar unterbewertet ist. Mit starken Partien, gekonnten Angriffen und nur einem Remis, das bei genauem Spiel wohl auch ein Sieg hätte sein sollen, macht sie uns große Hoffnungen für den kommenden Ligabetrieb. 4,5/5 Punkten und Gruppensieg. Weiter so! 

Harry musste in derselben Gruppe hingegen ein ums andere Mal leiden. Besonders tragisch verlor er in der letzten Runde ein Bauernendspiel (Problem dieser Thematik siehe weiter unten), das mit den richtigen Königszügen haltbar gewesen wäre. Dies jedoch auch nur, da sein Gegner bereits vorher einen entscheidenden Fehler begangen und das gewonnene Bauernendspiel (!) ins Remis verdorben hatte.   

In der letzten Runde wurde ich zusätzlich Beobachter eines wirklich interessanten Bauernendspiels, leider kann ich weder die Gruppe noch die Spieler dieser Partie wiedergeben:

Weiß am Zug gewinnt

Weiß kann mit der hübschen Variante 1.b7+ Ka7 2.b6+ Kb8 3.Kg3 h2 4.Kxh2 g3+ 5.Kg1! (5.Kh3 geht auch) 5...g2 6.a7+ Kxb7 7.Kxg2 gewinnen. Leider folgte in der Partie die Abfolge 1.Kg3 Kb8 2.b7 Ka7 3.b6+ Kb8 4.a7+? (4.Kh2 g3+ 5.Kxg3 h2 6.a7+ nebst 7.Kxh2 hätte immer noch gewonnen) 4...Kxb7 und der Punkte wurde geteilt. Bauernendspiele sind eben doch komplizierter als man meinen mag, was in dieser Runde gleich mehrfach zum Tragen kam.

Insgesamt wieder ein wirklich tolles Turnier. Danke an all unsere Helfer, die selbst nicht mitspielen und uns immer so gut versorgen. Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal noch jemanden gesondert für mehr Fotos durch die Reihen der Spieler schicken.