Montag, 10. Februar 2025

Verbandsliga Runde 6 - Trotz Kerbe im Holz keine Mannschaftspunkte

Bericht von Martin Werner

Am vergangenen Sonntag empfing unser Team die dritte Mannschaft des Schachclubs Viernheim. Spielt die erste Mannschaft dieses Vereins doch als amtierender Deutscher Meister in der ersten Bundesliga, so überraschte uns die Aufstellung des Gegners mit FMs an den Brettern 1 und 3 nicht. Dennoch fiel der gegnerische DWZ-Schnitt deutlich geringer aus, als es potenziell möglich gewesen wäre. Bei uns wurden Leon und Janosch durch Sven und Mia vertreten, sodass uns in Summe wider erwartend ein nahezu ausgeglichenes Match bevorstand.

Brett 8
Früh schief ging die Sache leider für Mia. Mutig nahm sie im Zentrum einen Bauern weg, dessen Fehlen dann allerdings offene Linien und Diagonalen gegen Mias König bedeutete:

Müller, Mia-Maris - Horata, Hakan | Stellung nach 14...Db7 

Hier ist es schon schwierig eine gute Verteidigung für den Bauern auf b2 zu finden. Mia wählte das leicht ungenaue 15.Ld4?! (15.Da3 war wohl schon nötig) und nach 15...Lf5 ist Weiß schon auf eine letzte Ausrede angewiesen. Mittels 16.Ld3 Tfc8 17.Da3 Lxd4 18.Lxf5 Lxb2+ 19.Dxb2 Dxb2+ 20.Kxb2 gxf5 kann es ein Turmendspiel mit gleicher Bauernzahl geben. Mia wählte das natürlichere 16.c3?? und nach 16...Tfc8 17.Db5 Lh6+ ging erst eine Qualität und anschließend die sichere weiße Königsstellung verloren. Der letzte verpasste "Blunder-Check" hatte dann auch noch den einzügigen Verlust eines ganzen Turmes zur Folge, sodass der SSV früh in Rückstand geriet. 0-1

Brett 7
Unser anderer Ersatz in Form von Sven bekam mit Schwarz ziemlich unproblematisch Remis. Nachdem sein Gegenüber für die "natürlichen" Züge deutlich mehr Zeit verbraucht hatte, schlug er aufgrund des Vorsprungs die Punkteteilung vor. 0,5-1,5

Brett 4
Der zu spät kommende Joscha legte am Brett dafür los wie die Feuerwehr und trug mit rasanter Geschwindigkeit einen aufziehenden Königsangriff vor. Die letzte Option diese Initiative am Leben zu halten erforderte etwas Mut und Wahnsinn, zu dem Joscha dann letztlich nicht bereit war. Der Angriff verflachte und in abschließend für ihn wohl schon etwas schlechterer Stellung fand Joscha den passenden Zeitpunkt für ein Remisangebot. Dieses wurde dann wohl wieder wegen des bereits bestehenden Vorsprungs akzeptiert. 1-2

Brett 5
Tim W. wählte eine vorher besprochene Variante und nahm mit den schwarzen Steinen mutig mit der Dame einen Bauern auf b2 weg. Lange konnte er seinen Mehrbauern verteidigen und die Stellung um seinen lang-rochierten König zusammenhalten. Doch letztlich musste er zur Aktivierung der eigenen Einheiten den Bauern zurückgeben und in ein ausgeglichenes Endspiel einlenken. Hier wurde dann nach einigen weiteren Zügen der Punkt geteilt. 1,5-2,5

Brett 1
Tim G. hatte seinen Titelträger am Spitzenbrett gut im Griff. In einer etwas speziellen Behandlungsweise der Eröffnung konnte der Viernheimer keinen Vorteil nachweisen und geriet in der Folge sogar gänzlich auf Abwege. Tims Stellung verbesserte sich zusehends als seine Bauern und Figuren das Zentrum dominierten. Doch im entscheidenden Moment packte er dann nicht zu und verschmähte den Mehrbauern bei besserer Position:
Istona, Martin - Geweniger, Tim | Stellung nach 30.Txe5

Das relativ simple 30...Lxa5 behält einen Bauern mehr und die schwarze Stellung bleibt vorteilhaft. Tim wählte stattdessen das Schach mittels 30...Lc5+ und im Anschluss war es schwer aus dem Vorteil im späteren Schwerfigurenendspiel noch etwas zu machen. Letztlich endete die Partie durch Zugwiederholung im Dauerschach. 2-3

Brett 3 
Lediglich an meinem Brett hatte unser Kapitän in seiner obligatorischen Aufstellungsvorhersage den richtigen Gegner prophezeit und auf die Möglichkeit für eine neue Kerbe im Titelträgerholz hingewiesen. In der Eröffnung bekam ich früh vollen Ausgleich und entschloss mich bei etwas knapperer Zeit die Partie in ein remisliches Turm-Springer-Endspiel zu lenken. Nachdem die Stellung bereits zweimal wiederholt wurde, rechnete ich fest mit einer Punkteteilung. Doch mein Gegner wollte sich die Züge bis zur Zeitkontrolle noch zeigen zu lassen und griff hierbei vollkommen fehl. Das ziellose Pendeln der weißen Steine erlaubte mir den eigenen König entscheidend zu aktivieren und zur Zeitkontrolle eine überlegene Position zu erhalten: 

Müller, Michael - Werner, Martin | Stellung nach 40...Kd5

Der aktive schwarze König und die schwachen Bauern am Damenflügel werden Weiß zum Verhängnis. In der Partie folgte 41.Sg5 Txf2+ 42.Kxf2 f6 43.Sf7 Sc2 44.Sh8 Sxa3 45.Sxg6 und in der Folge entschied der gleich auf der a-Linie gebildete entfernte Freibauer den Tag. Somit der nächste FM-Eintrag unserem SSV-Kerbholz und der Ausgleich im Match! 3-3

Brett 6
Lukas spielte am sechsten Brett die Eröffnung ganz nach seinem Stil und verschaffte sich schon bald einen gedeckten Freibauern auf der d-Linie. Dem gegenüber stand kurze ein gegnerischer isolierter Bauer auf der e-Linie, den Lukas in der Folge gerne belagern wollte:

Hochscheidt, Lukas - Röttig, Hans-Peter | Stellung nach 27...Te8 

Leider ist der Bauer auf e4 nicht einfach zu erobern. Die Stellung bleibt absolut ausgeglichen und auch der Computer zeigt die berühmten Nullen (0,00), da keine Seite echte Fortschritte erzielen kann und ein Patt im höheren Sinne entsteht. Vielleicht auch da wir in diesem Match früh in Rückstand geraten waren und nicht klar war von welchem Brett mindestens ein ganzer Punkt kommen sollte, entschied sich Lukas die Stellung voll auf Gewinn zu spielen. Nach Abtausch der Bauern am Königsflügel drangen jedoch König und Turm des Gegners in die weiße Stellung ein und das Turmendspiel war unhaltbar verloren. Lukas konnte nur noch die Niederlage quittieren. 3-4

Brett 2
Erik spielte seine Eröffnung im "Freestyle" nicht gänzlich überzeugend. So musste er früh auf ein auf seinen König zielendes Läuferpaar aufpassen und aufgrund seiner Bauernstruktur zunächst selbst mit den weißen Steinen wieder Ausgleich erzielen. Dies gelang ihm auch überzeugend, jedoch mit deutlicher Reduktion des Materials bis hin zum Damenendspiel. Hier wäre jeder Versuch einem Dauerschach auszuweichen ein vermutlich tödliches Risiko gewesen, sodass nach Lukas' Niederlage das folgerichtige Remis erzwungen wurde. 3,5-4,5

Somit verlieren wir am sechsten Spieltag denkbar knapp. Der zumindest mögliche eine Mannschaftspunkt wäre dabei aufgrund der Tabellensituation sehr wertvoll gewesen, da sich durch einen möglichen Zwangsabstieg der zweiten Mannschaft der KSF sogar ein Szenario von drei Absteigern in unserer Liga am Horizont abzeichnet.
Mit weiterhin 5 Mannschaftspunkten verbleiben wir auf Platz 7 der Tabelle. Jedoch haben wir mit Spielen gegen die Teams auf Platz 9 und 10 der Tabelle in zwei der drei verbleibenden Kämpfe eine gute Ausgangssituation und alles in der eigenen Hand.

Tabelle Verbandsliga Nord nach dem sechsten Spieltag

Für die Liga besonders ärgerlich der Nicht-Antritt des Mosbacher SC gegen Ettlingens Zweite. Nicht nur deshalb, weil kampflose Matches grundsätzlich das Bild eines fairen Jeder-gegen-jeden-Formats verzerren, sondern auch weil eben jene Mosbacher noch zu unseren Gegnern in den letzten drei Runden gehören und dann sicherlich keine entsprechenden Geschenke zu erwarten sind.
Der nächste Spieltag findet am 16.03.2025 statt und beschert und eine Auswärtsfahrt zum SK Lindenhof in Mannheim, wo wir endlich wieder punkten wollen.

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