Montag, 30. Juni 2025

Schwitzen beim Chess960 in Frankfurt

 Bericht von Martin Werner

Chess960 Startstellung #84

An diesem Sonntag fanden in Frankfurt Zeilsheim die 10. offenen Deutschen Meisterschaften im Chess960 statt. Mit den alten Bekannten Dominik und Lukas (beide SC Flörsheim) nahmen wir an diesem Event teil, da Lukas nur einen Katzensprung entfernt wohnt. Das Schnellschachturnier (20 Minuten Bedenkzeit mit 5 Sekunden Inkrement) versprach einen abwechslungsreichen Tag mit dem Wiedersehen zahlreicher bekannter Gesichter.

Nachdem wir uns alle drei bereits über Ostern beim Grenke Freestyle Open auf dieses Schachformat eingestellt hatten, erwarteten wir an diesem heißen Sommertag weitere interessante Ideen beim Chess960.

Die drei von der Tanke in Zeilsheim

Mit leichter Verzögerung und einer daraus resultierenden verkürzten Mittagspause startete das Turnier und begann für mich direkt alles andere als optimal. Als klarer Favorit gesetzt patzte ich in der ersten Runde früh taktisch einen Bauern ein und konnte mich nur in ein schlechteres Endspiel retten. Das Bauernendspiel mit Minusbauer war dann allerdings aufgrund meines aktiven Königs wenig klar und mit den jeweils letzten verbleibenden Sekunden konnte ich dieses tatsächlich noch zu einem Sieg umbiegen.

Lukas und Dominik eröffneten das Turnier beide direkt gegen einen Titelträger und mussten früh die Waffen strecken. Die klassische Fahrstuhlfahrt, die man im Schweizer System häufig erleben kann, ging dann auch für mich los, als ich in Runde 2 mit Timur Kocharin einen bekannten Gegner von der letzten Badischen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft bekam. Hier wurden mir klar die Grenzen meines Könnens aufgezeigt und auch in den jeweils übernächsten Runden 4 und 6 zeigten mir ein weiterer FM und eine WGM wie man Chess960 richtig spielt. Zumindest die anderen Runden, in denen ich dann jeweils deutlich höher gesetzt war, konnte ich gewinnen. Hierbei gab es eine hübsche "Eröffnungsfalle" zu zeigen, wie man sie durch die ungewöhnlichen Konstellationen im Chess960 durchaus häufiger sieht:

In Runde 5 gewann ich gegen Tim Wendler (SV Erzgebirge Stollber) nach nur 7 Zügen eine Figur. Aus einer Anfangsstellung, in der bereits im ersten Zug eine Rochade möglich gewesen wäre, wurde Schwarz ironischerweise die beengte Stellung zwischen den eigenen Türmen zum Verhängnis. Startposition #84 (siehe Bild oben) wurde eröffnet mit
1.d4 b6
2.c3 Lb7
3.Ld3 Se6
4.e4 d5
5.g3 c6

Werner, M - Wendler, T | Stellung nach 5...c6 | Pos. #84

Hier folgte nun 6.exd5 cxd5 und nach 7.Txe6! war einfach eine Figur weg. Das Zurückschlagen mittels 7...fxe6 würde mit 8.Df3+ nebst Matt beantwortet werden.

Das Turnier lief gut organisiert und ohne Probleme ab. Lediglich die Außentemperaturen von 33°C ließen die Spieler in der Halle zum Nachmittag hin langsam zerfließen. Nach einem langen Tag kam es dann in der letzten Runde wie es kommen musste: Ich musste tatsächlich gegen Dominik spielen. Nach erneut kreativer Eröffnungsbehandlung konnte ich diese Partie mit einem durchschlagenden Königsangriff beenden:

Werner, M - Schwarz, D | Stellung nach 20...Dd6 | Pos. #482

Mittels 21.Lxh5! wurde der schwarze König freigelegt. Dominik nahm den Läufer mit 21...gxh5 (21...Dxe6 22.Lg4 war nötig, doch weiterhin wäre Weiß in Vorteil geblieben) und nach 22.Thg1+ Kh6 entschied der kleine Schritt 23.Kb1 mit der Drohung Dc1+ die Partie.

Für Lukas standen am Ende des Tages 2,5 Punkte, für Dominik 3 und für mich 4 Punkte zu Buche, womit wir alles sehr dicht an unserem jeweiligen Erwartungswert lagen. Insgesamt ein sehr kurzweiliger Tag mit spannenden Ideen und einigen angenehmen Treffen mit Bekannten aus dem Hessischen Schachverband. Und vielleicht kommen wir im nächsten Jahr sogar wieder, dann aber bitte mit etwas weniger extremen Temperaturen.

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