Montag, 23. Januar 2023

Hauchdünn zum Mannschaftssieg: Bruchsal - Jöhlingen

Bericht von Martin Werner

In der fünften Runde der Landesliga Nord empfingen wir im Haus der Begegnung die Schachfreunde aus Jöhlingen. In Bestbesetzung fiel der Erwartungswert klar zu unseren Gunsten aus, mit teilweise deutlichen DWZ-Vorteilen, doch auch die versprochenen 5½ Punkte muss man immer noch zuerst erspielen. Am Ende sollten die Nerven der Zuschauer erneut auf eine harte Probe gestellt werden.

Nach etwa einer Stunde war noch nicht allzu viel zu erkennen. Die meisten Eröffnungen verliefen in ruhigen Bahnen, lediglich Lukas entschied sich bereits mit Zug 1 einen sehr fraglichen Pfad einzuschlagen. An vielen Brettern konnten wir uns in der Eröffnung kleine bis mittelgroße Vorteile erarbeiten. Janosch an Brett 3 hingegen traf früh eine strukturell sehr fragwürdige Entscheidung, die schnell einen Bauern kostete. Leider waren seine Läufer zudem noch so unglücklich postiert, dass keine Kompensation in Sicht war. Mit einem weit vorgerückten Freibauern entschied der Gegner schließlich die Partie für sich. 0-1

Lukas' unorthodoxe Eröffnung am fünften Brett hinterließ keinen dauerhaften Schaden und schon bald war ein vollkommen ausgeglichenes Endspiel erreicht. Lukas entschied sich für eine taktische Abwicklung mit Knalleffekt, welche letztlich aber auch nur zu einem ausgeglichenen Bauernendspiel führte. Doch völlig unverhofft bekam Lukas durch einen unerklärlichen Fehler eine Einladung zum Sieg angeboten und nahm diese dankend an. Keine Glanzleistung, doch wir nehmen den Punkt gerne mit. 1-1

An Brett 8 spielte Erik eine starke Eröffnung und hatte durch Angriff auf den gegnerischen König im Zentrum und die rückständige schwarze Entwicklung hervorragende Chancen auf einen schnellen Sieg. Dass die Partie dann nach ca. 20 Zügen im Gezocke mit weniger als einer Minute auf der Uhr für beide Spieler entschieden werden musste, ist sicherlich nicht das bestmögliche Resultat dieser Ausgangslage. Allerdings blieb Erik in dieser hitzigen Schlacht cool und hatte das bessere Ende des Nervenkriegs für sich. Damit gewinnt Erik in der Verbandsrunde weiterhin alles! Eine sehr starke Leistung und sicherlich eine wertvolle Erfahrung zur Vermeidung der nächsten Zeitnotschlacht. 2-1 

Bei mir wurden am zweiten Brett früh viele Figuren getauscht, was den Druck auf die gegnerische Stellung jedoch nicht verringerte. Schließlich gewann ich einen Bauern und die Hoffnung auf ein Remis durch ungleichfarbige Läufer konnte ich mittels Blockade unterbinden. In der Folge waren die gegnerischen Figuren vollkommen passiv, ich eroberte einen zweiten Bauern und schob diesen konsequent bis zur gegnerischen Grundlinie zum Sieg. 3-1

Jenni konnte sich an Brett 7 mit den schwarzen Steinen in der Eröffnung kleine Vorteile erarbeiten mit Raumvorteil und einem vielversprechenden Fianchetto-Läufer. Allerdings ging im weiteren Verlauf der Partie ein Bauer verloren und die schöne Struktur nahm zusehends Schaden. Letztlich war die Stellung nicht zu halten und Jenni musste ihrem Gegner zum Sieg gratulieren. Schade, hier war sicherlich mehr drin. 3-2

Trotz der Führung ließ ein Blick auf die übrigen Bretter erahnen, dass der erwartete Mannschaftssieg kein Selbstläufer werden würde: Joschas Angriffsbemühungen hatten nicht die gewünschte Wirkung erzielt und ein ausgeglichenes Endspiel stand auf dem Brett. Tim G. hatte seine Vorteile in Gänze verspielt und machte nur noch aus Trotz weitere Züge in dieser verlorenen Partie und auch Tim W. hatte seine überlege Position in ein schlechteres Endspiel abgewickelt. Dabei hatten alle Partien vielversprechend begonnen...

Joscha versuchte dem gegnerischen König auf den Zahn zu fühlen, doch die Stellung blieb geschlossen und ein Läuferendspiel mit beiderseits weit vorgerückten Freibauern schien mir eine Pattsituation im höheren Sinne herbeizuführen. Doch dann passierte das, was ich nach meinem begrenzten Erfahrungsschatz mittlerweile als typisch für Joscha in der Verbandsrunde bezeichnen würde: Es wurde erneut kräftig am Ergebnisbaum gerüttelt. Joscha bekam eine taktische Chance angeboten, nahm diese dankend an und wandelte seinen Freibauern mit resultierender Mehrfigur zuerst zur Dame um. Als die gegnerischen Schachs nach der Umwandlung endeten, setzte Joschas Dame-Läufer-Kombination in wenigen Zügen den schutzlosen gegnerischen König matt. 4-2

Bei Tim G. kamen mit Schwarz die Vorzüge seiner so geliebten Eröffnung voll zur Geltung: Er zerstörte die gegnerische Bauernstruktur, bekam Spiel über die halboffene Linie und besaß die bessere Zentrumskontrolle. In der Folge muss aber etwas gewaltig schiefgegangen sein, denn beim nächsten Blick auf das Brett blieb nur ein Leichtfigurenendspiel mit Minusbauer übrig, welches Tim nicht mehr verteidigen konnte und verlor. 4-3

Es blieb also einmal mehr an Tim W. hängen, den Ausgang des Mannschaftskampfes zu entscheiden. Lange hatte er die Partie unter voller Kontrolle und versuchte die gegnerische Verteidigungslinie zu brechen. Ein Damentausch mit Abwicklung ins Endspiel erwies sich hierbei allerdings als völlig falsch und mit der schlechteren Leichtfigur musste Tim nun kräftig ums Remis rudern. Ein kurzer Atemaussetzer überfiel die verbleibenden Zuschauer, als Tims Gegner den vermeintlich falschen Bauern schlug und dann in der Folge doch keine Fortschritte mehr machen konnte. Eine tiefere Analyse zeigte jedoch später, dass auch die andere Variante studienartig ins Remis geführt hätte. Mit weniger als fünf Minuten auf Tims Uhr für alle verbleibenden Züge jedenfalls kein Ende für schwache Nerven. 4,5-3,5

Damit gewinnen wir - wie schon im Oktober gegen Pfinztal - ganz knapp mit etwas Dusel und können uns erstmal auf dem letzte Saison zum Abschluss erreichten Tabellenplatz 3 hinter den beiden Teams mit der weißen Weste (KSF 2 und Sandhausen) platzieren. Am 12.02.2023 erwartet uns dann ein weiteres Heimspiel gegen die Schachfreunde aus Birkenfeld.

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