Montag, 4. März 2024

Landesliga in Forst: Überzeugend auf die Zielgerade eingebogen

Bericht von Martin Werner

Am siebten Spieltag der Landesliga Nord waren wir zu Gast bei den Schachfreunden in Forst. Gerade für unseren Kapitän war der Weg dadurch erschwinglich kurz und wir konnten wieder in voller Besetzung antreten. Die Gastgeber mussten ihr viertes Brett ersetzen und brachten somit die gesamte vorhergesagte Aufstellung durcheinander. Ein kurzer Blick auf die Zahle zeigte uns erneut als klare Favoriten mit nur einem Brett im Wertungszahlnachteil. Die Nachbarn aus Forst hatten am letzten Spieltag netterweise noch Janoschs Winterjacke aus Conweiler mitgebracht, der diese am vorletzten Spieltag dort vergessen hatte. Die Freude hierüber hielt allerdings nur bis zum Ende des Mannschaftskampf als klar wurde, dass Janosch eben jene Jacke erneut zurückgelassen hatte. Die "Auswärtsjacke" versucht somit wohl erst am nächsten Spieltag ihren Besitzer wiederzufinden und reist noch weiter durch die Spielorte der Landesliga.

Brett 1
Tim G. spielte eine gut angelegte Partie mit starker Kontrolle der Stellung. Es schien nur noch die ein oder andere Verstärkung zu fehlen, um entscheinde Fortschritte zu erzielen. Jedoch führte eine radikale Änderung der Struktur zu gegnerischen Chancen durch einen gebildeten Freibauern, sodass auch ein eigener Mehrbauer nicht ins Gewicht fiel. Daher entschloss Tim sich zu einem mannschaftsdienlichen Remisangebot. 0,5/1 

Brett 2
Joscha erreichte eine Stellung mit einer dauerhaften Schwäche auf d6, die er recht passiv verteidigen musste. Als Gegenwert besaß er jedoch einen gefährlichen Freibauern auf der a-Linie und hätte sich unter Aufgabe einer Qualität von seiner Bauernschwäche trennen und mit seinem marschierenden Trumpf sogar auf Sieg spielen können. In der Partie verpasste er hingegen sogar noch den geeigneten Moment für den Damentausch, der ein ziemlich eindeutiges Remis zur Folge gehabt hätte. Stattdessen kam der Gegner zu unparierbarem Königsangriff und Joscha konnte auch den halben Punkt nicht mehr retten. 0,5/2

Brett 3
Bei mir kam eine gänzliche andere Eröffnung aufs Brett als erwartet, doch mit etwas Glück bescherte mir eine kleine Eröffnungsfalle früh eine überlegene Stellung. Nach Abwicklung im Zentrum war alles für einen entscheidenden Schlag gegen den gegnerischen König vorbereitet:

Werner - Wiederspahn, Stellung nach 20...Dd7

Zur Verteidigung hat sich die schwarze Dame gerade auf ein äußerst ungünstiges Feld gestellt. Dies erlaubte mir den Einschlag 21.Sxh7! Schwarz kann den Springer nicht schlagen (21...Kxh7 22.Th3+ nebst matt) und auch das ansonsten vermutlich ausreichende 21...f6 scheitert aufgrund der Positionierung der schwarzen Dame an 22.Sxf8! mit eigenem Angriff auf die gegnerische Dame. Nach diesem Schlag flog die schwarze Königsstellung in wenigen Zügen gänzlich auseinander und ich konnte den vollen Punkt eintüten.1,5/3 

Brett 4
Erik hatte nach normal verlaufender Eröffnung gute Chancen die Partie mit den schwarzen Steinen voll auszugleichen. Jedoch führten einige kleine Entscheidungen zu einer zunehmend unangenehmeren Struktur und letztlich besiegelte eine hübsche Taktik den Verlust eines wertvollen Bauern:

Dauner, K - Eberhart, Stellung nach 20...Dd7

Der Schachfreund aus Forst raubte Erik jede Illusion mit dem taktischen Schlag 21.Lxg7! und nach 21...Dxg7 22.Dxc6 Td8 23.Dxe6+ Kf8 war nur ein schlechtes Schwerfigurenendspiel mit Minusbauer für Erik übrig. In der Folge tautschte Weiß noch die Damen, was die Hoffnung auf ein Remis im Turmendspiel zwar erhöhte, jedoch war auch dieses schwer zu verteidigen und letztlich konnte Erik nicht verhindern, dass der Gegner die elementar gewonnene Lucena-Stellung erreicht. 1,5/4

Brett 5
Tim W. musste sich zu Beginn der Partie zunächst in Geduld üben, da sein Gegner bereits knapp eine Stunde seiner Bedenkzeit zwischen den Zügen 4 und 6 verbrauchte. Dies führte jedoch auch nicht dazu, dass die Stellung auf dem Brett besser geworden wäre und der Schachfreund aus Forst musste früh Zugeständnisse machen. Tim belagerte den gegnerischen König in der Mitte des Brettes und sammelte schließlich beide gegnerischen Türme mit seinen Springern ein. Ohne Gegenspiel und materiell im deutlichen Nachteil blieb Tims Gegner nur die Aufgabe der Partie. 2,5/5

Brett 6
Lukas verwöhnte uns mit der gewohnt unorthodoxen Eröffnungsbehandlung, die ihn auch promt früh in klar erkennbaren Vorteil brachte. Eine taktische Abwicklung führte dann endgültig auf die Siegerstraße:

Kesselring - Hochscheidt, Stellung nach 19.f4

Lukas verschafft sich Zugang zum gegnerischen König mit 19...Sh5 20.Dxg4 Lxd4! und attackierte diesen in der Folge weiter. Ein kleiner taktischer Faupax wurde zum Glück nicht bestraft und nach Abtausch der Damen fielen die schwarzen Figuren über die verbleibende gegnerische Armee her, sodass zum Abschluss sogar noch ein Matt gefolgt wäre. Lukas damit mit starken 5 Punkten aus 7 Spielen! 3,5/6

Brett 7 
Janosch versuchte sich in seiner Partie Zugang durch Öffnung des Königsflügels zu verschaffen und konnte seine Türme auf der h-Linie platzieren. Letztlich drang seine Dame dann aber doch über den Damenflügel ein und stellte sein Gegnüber vor arge Probleme. Als der Schachfreund aus Forst dann einfach einen Läufer mit Schach einstehen ließ und im Anschluss der Königsangriff direkt überwältigend war, konnte Janosch einen weiteren vollen Punkt beisteuern. 4,5/7

Brett 8
Bei Jenni stand und fiel die Partie mit dem Vorrücken eines Bauern auf e4, der zwei gegnerische Figuren gabelte. Ob diese Abwicklung jedoch wirklich zum Figurenverlust hätte führen müssen, wurde auch nach der Partie noch intensiv diskutiert. In jedem Fall fand der Gegner nicht die möglichen kritischen Fortsetzungen und musste mit einer Figur weniger leben. Diesen Vorteil führte Jenni dann souverän zum Sieg und ist damit die Topscorerin in der Landesliga Nord mit 5,5 Punkten aus 7 Partien! 5,5/8

Somit stand unterm Strich ein deutlicher Sieg mit 5,5-2,5 Punkten, was in der Summe tatsächlich genau dem Erwartungswert entspricht. Besonders die starken Siege an den hinteren vier Brettern waren hierfür entscheidend. Mit der zusätzlichen Information, dass in Sandhausen die Punkte geteilt wurden, sind wir nun sogar mit 2 Mannschaftspunkten Vorsprung vor Untergrombach und Sandhausen an der Spitze der Tabelle. Rechnerisch reichen uns damit 3 Mannschaftspunkte aus den verbleibenden beiden Kämpfen, jedoch wollen wir nun natürlich die Saison perfekt beenden. Den Auftakt dazu bildet bereits der Kampf in 2 Wochen, am 17.03.2024, zu Hause gegen die dritte Mannschaft der Karlsruher Schachfreunde. Alles ist bereitet für den Endspurt der Saison. Die sagenumwobene Jacke sollte jedenfalls zum letzten Spieltag als Glücksbringer unbedingt mit nach Ersingen reisen.

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