Bericht von Martin Werner
Zur achten Runde der Landesliga Nord empfingen wir die Gäste der dritten Mannschaft der Karlsruher Schachfreunde. Die zugehörigen Duelle waren in den vergangenen beiden Spielzeiten knappe Kämpfe und endeten beide Male mit der Teilung der Punkte beim Endstand von 4-4. Da spielte es uns in die Karten, dass die Gäste nicht mit ihrer stärksten Aufstellung der Saison aufwarten konnten. Die Aufstellungsprognose des Gegners durch unseren Kapitän konnte sich nur an Brett 1 bewahrheiten, allerdings blieb dieses Brett hierdurch auch das einzige mit nominellem Vorteil der Wertungszahl für die Karlsruher.
Wie schon in den Duellen zuvor hatte Tim G. an Brett 1 einen eher kurzen Arbeitstag. Selten in der Stimmung für einen ausgedehnten Kampf einigten sich der Bruchsaler und sein Gegenüber nach wenigen Zügen auf ein Remis und erfüllten damit die aus beiden Vorsaisons entstandene Erwartung. 0,5-0,5
Joscha hoffte an Brett 2 gesundheitlich angeschlagen ebenfalls auf eine Kurzpartie. Die Behandlung der Struktur seines Gegners schien Joscha dann allerdings schlagartig zu kurieren, denn mit nahezu unbegrentzer Zeit, um alle Figuren zum gegnerischen König zu bringen, war der Sieg nur eine Frage der Zeit:
Schmitt-Schott - Litvinov, Stellung nach 24...De7 |
Die weiße Dame und ihr Springer binden die gesamte schwarze Defensive und auch die verbleibenden schwarzen Figuren können nichts Sinnvolles tun. Joscha führte in der Folge konsequent weitere Kräfte zum Königflügel und brach entscheidend durch. 1,5-0,5
Lukas stellte am sechsten Brett früh die Weichen für eine Angriffspartie. Da sich kein Damenopfer wie in der Partie des letzten Heimspiels anbot, begann er mit der Aufgabe von zwei, temporär sogar drei Bauern. Wenngleich ein Computer ernsthafte Zweifel an der Korrektheit von Lukas' Spielweise haben mag, so war es aus menschlicher Sicht für seinen Gegner sehr schwer, die Gefahren für seinen König richtig einschätzen zu können. So eroberte Lukas im Zuge des Angriffs eine Figur und zwang seinen Gegner mit der Auswahl zwischen Matt oder Damenverlust zur Aufgabe. 2,5-0,5
Janosch hatte an diesem Tag allen Grund zur Freude, nachdem seine über Conweiler und Forst nach Bruchsal gereiste Jacke an diesem Spieltag erneut den Weg zu ihm zurück fand. Auch die Partie an Brett 7 bescherte Janosch gute Laune:
Shahisavandi - Obert, Stellung nach 16.Se4 |
Janosch eroberte einen Bauern mit der Kombination 16...Lxe4 17.Lxe4 Sxe4 18.Lxe7 Sxc3! 19.bxc3 20.Txe7. Ein anschließendes eher unmotiviertes Figurenopfer des Gegners aus Karlsruhe brachte nichts ein und Janosch fuhr den Sieg souverän nach Hause. 3,5-0,5
Bei mir an Brett 3 gab es eine durchaus ungewöhnliche Eröffnungsvariante. Und obwohl ich mit Schwarz im Gegensatz zu einer mir bekannten Abfolge gleich zwei ganze Züge geschenkt bekam, blieb die Stellung stets nah am Ausgleich und war wenn überhaupt nur marginal besser für mich. Ein versuchter Durchbruch in Richtung gegnerischer König blieb leider ohne Erfolg und bei knapper Zeit entschied ich mich für ein mannschaftsdienliches Remisangebot, das von meiner Gegnerin umgehend akzeptiert wurde. 4-1
Jenni wollte ihre Serie als Topscorerin der Liga gerne weiter ausbauen und hatte mit ihrem deutlich schwächer gesetzen Gegner dafür beste Voraussetzungen. In der Partie passierte allerdings wenig Spektakuläres und schon bald war ein eher ausgeglichenes Schwerfigurenendspiel entstanden. Jenni verpasste eine hübsche Gelegenheit zu einem Bauerngewinn:
Wellenreich, J - Klingenberg, J, Stellung nach 29...Tac8 |
30.e4! hätte Schwarz den Bauern auf d5 gekostet, da sich 30...Dxe4 31.Dxf7+ und 30...dxe4 31.Txd8+ verbieten. In der Partie geschah 30.Tdc1 und zwei Züge später ließ der Karlsruher Schachfreund völlig unerwartet seine restliche Zeit ablaufen. Wohl in der Annahme, dass es bereits nach dem 30ten Zug zusätliche Bedenkzeit gäbe, war er dann auch sichtlich überrascht über den resultierenden Verlust der Partie. Nach dem wie fragt hinterher niemand: Jenni bleibt weiterhin auf Platz eins der Bestenliste der Liga. 5-1
Tim W. erlebte an Brett 5 einen düsteren Spieltag in einer Partie, in der er direkt aus der Eröffnung unangenehm gedrückt stand. Doch gerade als sein Gegner seine positionellen Vorteile durch ein temporäres Figurenopfer in Königangriff umwandeln wollte, glaube ihm Tim eine Spur zu viel und verteidigte sich nicht optimal. Der richtige Blockadezug hätte den Bruchsaler in klaren Vorteil gebracht. So war hingegen die Absicht des Karlsruher Schachfreunds erfolgreich und ein unparierbares Matt im Angriffwirbel die Folge. Schade, Tim, auf geht's in der letzten Runde hieven wir uns beide noch zumindest auf 50%! 5-2
Erik an Brett 4 war bemüht sein Ergebnis aus Forst zu egalisieren. Mehr als der Übergang in ein remisliches Springer- und später ausgeglichenes Bauernendspiel gab die Partie aber leider nicht her. Ein Fehler des Gegners unmittelbar vor der Zeitkontrolle brachte dann die Entscheidung und Eriks Bauer gewann das Wettrennen zur Dame. Auf die letzte Pattfalle seines Gegenübers fiel Erik nicht herein und holte den finalen Sieg des Tages. 6-2
Damit schlagen wir die Karlsruher Schachfreunde höher als der Erwartungswert es uns zugestanden hätte und machen damit den ersten von zwei Schritten in Richtung Aufstieg. Durch die Ergebnisse des Spieltags stehen mit den Schachfreunden aus Birkenfeld und Conweiler beide Absteiger bereits fest.
Tabelle der Landesliga Nord Staffel 2 nach dem achten Spieltag |
Am oberen Ende der Tabelle punkten jedoch auch die Verfolger in der Liga entsprechend und so bleibt es bei einem 2-Punkte-Vorsprung vor dem letzten Spieltag. Da die Brettpunkte nicht zu unseren Gunsten stehen, brauchen wir im letzten Spiel in Ersingen mindestens einen Mannschaftspunkt, um uns die Meisterschaft in der Landesliga Nord Staffel 2 aus eigener Kraft zu sichern. Alles ist angerichtet für den letzten Spieltag der Saison am 21.04.2024. Also: Auswärtsjacke nicht vergessen und ein letztes Mal in der Landesliga punkten!
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