Montag, 13. Oktober 2025

Verbandsliga Runde 1 - SSV wieder ohne 1 zur Punkteteilung

Bericht von Martin Werner

Die Auftaktrunde der neuen Saison führte unsere erste Mannschaft zu einem Auswärtsspiel nach Viernheim. Wurden wir in der letzten Spielzeit von diesem Team noch knapp mit 3,5-4,5 geschlagen, wollten wir diesmal umso mehr etwas Zählbares mit zurück nach Bruchsal bringen. Leider mussten wir krankheitsbedingt auf Erik am Spitzenbrett verzichten und füllten das Team wie schon so oft zuvor erfolgreich mit Jenni auf. Ein Blick auf die Aufstellung ließ einen engen Kampf erwarten, da auch die dritte Mannschaft des SC Viernheim nicht ihr aller stärkstes Aufgebot an die Bretter brachte und der DWZ-Schnitt beider Teams nahezu identisch war.

Wie schon in der vergangenen Saison gegen Viernheim gerieten wir früh unglücklich in Rückstand. Diesmal erwischte es Lukas an Brett 6, der in einer "unspülbaren" Eröffnung die Züge durcheinanderwarf. Als er dann noch gierig einen Bauern auf b2 verspeiste, war das Unheil schon angerichtet:

 

Gottschall, L - Hochscheidt, L | Stellung nach 8.Tb1 

Nach Lukas' Rückzug 8...Ld4 war es für jede Rettung bereits zu spät. Nach 8...Lg7 steht Schwarz ebenfalls schlecht, aber muss zumindest noch keine ganze Figur verlieren. In der Partie war nach 8...Ld4 9.Lxa6 Lxf2+ 10.Ke2 bxa6 11.Lb4 der schwarze Läufer nicht zu retten und ging genau wie die Partie verloren. 0-1

Um einen ähnlichen Verlauf wie beim letzten Aufeinandertreffen zu vermeiden, musste nun eigentlich einer Serie von Punkteteilungen aus dem Weg gegangen werden. Leider ließ meine eigene Stellung an Brett 3 wenig aktive Möglichkeiten zu und als ich dann noch in das Endspiel mit falscher Figurenkonstellation abwickelte, war es wohl eher mein Gegner der auf Gewinn hätte spielen können. Daher ging ein Remis trotz des Rückstands noch in Ordnung. 0,5-1,5 

In seinem Debut für den SSV spielte Tobias eine starke Partie mit einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Bereits in der Eröffnung wählte sein Gegner eine ausgesprochen passive Aufstellung und konnte beim Aufbau von Tobias' Königsangriff nur tatenlos zuschauen. Eine letzte Chance, seine gefährdete Stellung zu konsolidieren, wurde vom Viernheimer verpasst:

Göttel, T - Madera, M | Stellung nach 21.f5

Mittels 21...Sxe4 hätte Schwarz genügend Platz geschaffen und nach 22.Lxh6 Lf6 seine Stellung gefestigt. Nach der Partiefolge 21...Lc4 22.Lxh6 Se8 23.Lxc4 Dxc4 24.fxe6 war der weiße Angriff nicht zu stoppen. Tobias legte den schwarzen König gänzlich frei und beendete die Partie im Mattangriff. Starker Einstand am begehrten Brett 7! 1,5-1,5

Leon erwischte einen denkbar ungünstigen Spielverlauf. Im Normalfalle wäre die Partie wohl ebenfalls früh im Remis geendet, doch Leon verbrauchte aus unerklärlichen Gründen viel Zeit und die minimale Entscheidung, das gegnerische Läuferpaar nicht zu neutralisieren wurde ihm zum Verhängnis:

Al Helaoy, M - Wegmer, L | Stellung nach 34...Ld6

In der Zeitnotphase unterlief Leon ein Fehler, der die Partie sofort hätte zu weißen Gunsten entscheiden sollen. Mittels 35.Lf6! wäre die Partie sofort vorbei gewesen, da 35...Dxf6 36.Dxh6# ist. In der Partie folgte 35.Dc8, wonach die schwarze Stellung leider immer noch hoffnungslos ist. Nach 35...Lf8 36.Lc7 nebst Db8 und Lxe5 gewann Weiß schnell. Bitter. 1,5-2,5

Bei Jenni an Brett 8 wurden früh die Damen getauscht und es kam zu einem Endspiel mit Türmen und ungleichfarbigen Läufern. Eigentlich hätte auch diese Partie unspektakulär verlaufen sollen, doch aus irgendeinem Grund wollte Jenni einen Bauern nicht zurückschlagen:

Popitz, P - Wellenreich, J | Stellung nach 22.Lf5

Jenni entschied sich gegen das offensichtliche 22...Txh2. Keine Angst zu haben braucht Schwarz vor 23.Lh3, da der Turm auf h2 zwar eingesperrt wird, aber nicht abgeholt werden kann. Nach 23...Kc6 ist die Stellung ausgeglichen.
In der Partie kam stattdessen 22...bxc4 23.bxc4 Kc5?, was Weiß die Möglichkeit zu einer starken Kombination gab. 24.a3! ist verstörend gut. Nach 24...La5 (24...Lxa3 25.Kb3 Lb4 26.Td5+ gewinnt eine Figur.) 25.Td5+ Kb6 26.h3 steht der schwarze Läufer maximal unglücklich und es gibt keine gute Verteidigung mehr gegen Td6+ nebst Txf6.
Nachdem der Viernheimer diese Chance ausgelassen hatte, spielte er das Endspiel mit einem Mehrbauern. Der Übergang ins remisliche ungleichfarbige Läuferendspiel wurde von Jenni abgelehnt und erst nachdem alle bis auf den letzten weißen Bauern vom Brett verschwunden waren, wurde Remis vereinbart. Durchaus wild. 2-3

Joscha spielte an Brett 2 eine gute Partie gegen den nominell stärksten Viernheimer und konnte sich sogar Chancen auf Vorteil erarbeiten. Als dann jedoch die Umpostierung seiner schwächsten Figur zum richtigen Zeitpunkt ausblieb, geriet Joscha im Endspiel zunehmend unter Druck. Sein Gegner verschaffte sich einen c-Freibauern und ließ diesen gekonnt voran laufen. Letztlich blieb Joscha kein aktives Gegenspiel und das Eingreifen des weißen Königs besiegelte den Sieg  zu Gunsten der Viernheimer. 2-4

Somit mussten es die beiden Tims an den Bretter 1 und 5 richten.

Bei Tim G. passierten am Spitzenbrett merkwürdige Dinge als sein Gegner mit dem Randbauern vor dem bereits rochierten König loslief und sogar sich sogar bis nach g2 schlug. Hierdurch war die schwarze Königsstellung in der Folge jedoch kritisch geschwächt und Tim öffnete die Routen für einen Königsangriff:

Geweniger, T - Istona, M | Stellung nach 31...Tdg8

Nach Offenlegung der Linien schritt Tim mit 32.Tgh2 zur Tat. Nach 32...Sxf5 33.exf5 T8g7 (33...Txg3 34.Txh7+ Dxh7 35.Txh7 Kxh7 endet mit 36.Dh2+ im Turmgewinn) 34.f6 gewann den Springer auf h7 und kurz darauf die Partie. Somit ein neuer Eintrag für das SSV-Kerbholz, da Tims Gegner den FM-Titel führt. Stark! 3-4

Und wieder einmal musste Tim W. als Letzter für die Mannschaftspunkte spielen. In einer Stellung, in der der gegnerische König bereits entscheiden freigelegt war, ließ er jedoch ein direktes Ende der Partie aus:

Wellenreich, T - Röttig, H.-P. | Stellung nach ...Kf8

Direkt die Waffen strecken müsste Schwarz nach 1.Dg4! mit unparierbaren Drohungen gegen den schwarzen König. Der weiße König kann sich problemlos auf h3 verstecken und Schwarz kann dem Angriff nichts entgegenstellen. In der Partie folgte hingegen 1.Dd4, wonach 1...Da7 den Damentausch erzwang. Das resultierende Endspiel war mit zunächst einem Mehrbauern immer noch gut für Tim, aber bei weitem nicht einfach gewonnen.
Als beide Spieler nur noch wenige Minuten auf ihrer Uhr hatten, konnte Tim eine drei-Bauern-gegen-keine Konstellation im Turmendspiel erreichen und es galt nur noch eine letzte Falle zu umgehen:

Wellenreich, T - Röttig, H.-P. | Stellung nach ...Td8

Hier hätte das überhastete 1.f7? uns den einen Mannschaftspunkt gekostet. Nach 1...Td5+ gibt es eine ewige Verfolgung durch Turmschachs auf der d-Linie z.B. 2.Kg4 (2.Txd5 patt) Td4+ 3.Kf5 Td5+ 4.Ke6 Td6+ etc.
Zum Glück für alle Zuschauer behielt Tim die Nerven und spielte das sicherere 1.Te5 und ließ erst nach 1...Ta8 2.f7 folgen. Die letzte Pattfalle mit 2...Ta5 scheiterte nun an 3.f8D#. Sehr gut! 4-4

Damit wurden wie schon früher in einem Kampf in der Landesliga Nord gegen SV Sandhausen ohne unser eigentliches Spitzenbrett die Punkte geteilt:
https://ssvbruchsal.blogspot.com/2023/12/landesliga-gegen-sandhausen-ssv-spielt.html

Bemerkenswert auch, dass in diesem Kampf alle entschiedenen Partien mit den weißen Steinen gewonnen wurden. Letztlich ist das 4-4 ein gerechtes Ergebnis, das zu beiden Seiten hätte kippen können. Als Einstieg in die neue Ligasaison können wir hiermit sicher zufrieden sein. Das nächste Spiel am 09.11.2025 bringt uns dann ein Heimspiel gegen den SC Pforzheim. Auch hier wollen wir uns für das Ergebnis in der vergangenen Spielzeit revanchieren. 

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